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Volksgenossen würdig zu sein. Wir fühlen uns gedrungen, unser Bestes zu
leisten, um, soviel an uns liegt, dem Namen eines Deutschen seinen Klang
zu erhalten.
Jeder muß fühlen, daß er zu irgend einem Volke gehört. Kein
Volk kann zwar von sich sagen: Ich bin das beste, vornehmste unter allen.
Jedes hat seine besonderen Tugenden und seine Fehler. Sein Volk lieben,
heißt darum noch nicht, ein anderes hassen. Wer seine Familienangehörigen
liebt, haßt ja um deswillen auch nicht die, die nicht zu dieser Familie ge¬
hören. Daß Liebe zu seinem Volke nicht Haß gegen ein fremdes bedeutet,
müssen wir Elsaß-Lothringer insbesondere uns immer vor Augen halten.
Außer unserer heimischen Mundart klingen ja vereinzelt auch fremdsprachige
Laute, französische, an unser Ohr. Sie erinnern uns an eine Zeit, da die
Elsaß-Lothringer mit ihrer Liebe und ihrem Stolze nicht zum deutschen,
sondern zum französischen Volke gehörten, trotz deutscher Mundart und Sitte,
trotz ihrer größtenteils deutschen Geschichte. Aber wissen müssen wir, daß
wir nicht eins und das andere, daß wir mit dem Herzen entweder nur
Deutsche oder nur Franzosen sein können.
Heute klingt der Name des Deutschen stolzer denn je durch die Welt.
Den Beginn des neuen Ruhmes bildete jener Krieg, der uns Elsaß-Lothringer
wieder zum deutschen Volke gebracht hat. Seither erscheinen die Farben des
Deutschen Reiches in den entferntesten Winkeln der Erde, auch da, wo vorher
selbst der Name des Deutschen ganz unbekannt war. Ob das so bleibt, liegt
nur an den deutschen Stämmen, die das deutsche Volk ausmachen.
Denn das deutsche Volk lebt unter Einrichtungen, die von denen der
meisten andern verschieden sind. Jedes fremde Volk wohnt gewissermaßen
in einer weiten Riesenhalle beisammen. Der Bau für das deutsche ist in
Kammern eingeteilt, in selbständige Staaten, in denen die Söhne derselben
Mutter zwar durch leichte Wände getrennt, aber doch so nahe beieinander
wohnen, daß einer des andern Nähe fortwährend spürt. Jeder muß sich erst
in seiner eigenen „Kammer" auskennen, ehe er in die fremden schaut. Wir
Elsaß-Lothringer müssen unser Land und unsern Staat kennen, damit wir
wissen, was er unter den anderen deutschen Staaten bedeutet, wo wir arbeiten
müssen, um seine Einrichtungen noch besser zu gestalten.
2. Der Elsaß-Lothringer in der Geschichte.
Ein ganz kurzer Blick in unsere Geschichte kann uns sagen, was die
Elsaß-Lothringer in vergangenen Zeiten bedeutet haben, und ob auch
der Klang unseres Stammesnamens uns zu Stolz berechtigt.
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