Vorwort zur ersten Auflage.
Ammer lauter uud dringender wird die Forderung, die deutsche Jugend mit
den gesetzlichen Zuständen in unserem Vaterlmwe und mit den Rechten und Pflichten
der Staatsbürger bekamit zu machen, bamit sie im späteren Leben den Anforderungen
genügen kann, welche der Staat, die bürgerliche und kirchliche Gemeinde all sie stellen.
Das vorliegende Buch, welches aus der Unterrichtspraxis hervorgegallgell ist, hat
den Zweck, der deutschell Jugend diese ilotwendigsten gesetzlichen Kenntllisse zu ver¬
mitteln, ihr Interesse anr öffentlichen Leben zu erwecken und damit zugleich bett
nationalen Sinn in unserem Volke pflegen zu helfen. Scholl der aus der Volksschule
Eutlassene soll eiue gewisse Menge dieser Kenntllisse, welche ihm nicht in einenl plan¬
mäßigen Unterrichte, sonderll durch gelegentliche Belehrungell in den einzelnen
Unterrichtsfächern vermittelt werden sollen, mit in das Leben hinausnehnlell. Für
die Fortbildungsschulen und ähnliche Anstalten und für die Semiilarien ist über¬
ein Unterricht in der Bürgerkunde zu forbent; denn wichtiger als die Kenntnis des
Staatslebens der alten Völker ist die Bekanntschaft unserer Jugend mit den Ver-
hältilissell unseres eigenen Staats- uild Gemeindelebells. Wie aus dein ilachfolgendell
Inhaltsverzeichnis hervorgeht, ist bei der vorliegellden Arbeit immer der Mensch in
den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt wordell. Er wird in den wichtigsten gesetz¬
lichen Fragen vonl Augenblicke der Geburt all durch das Familien- und Berufs¬
leben, durch die bürgerliche, kirchliche und staatliche Gemeiilschaft begleitet. Bei der
Auswahl des Stoffes ist ganz besoilders das Bürgerliche Gesetzbuch zugrunde gelegt
worden, und dadurch dürfte sich das Buch ilicht unwesentlich von anderen Arbeiten
ählüichen Inhalts unterscheiden. Durch eine Erklärung der wichtigstell Bestimmuilgell
dieses Gesetzes an Beispielen will es ein Eiildringen in das Verständnis desselben
erleichtern. Es dürfte somit auch dem deutschen Bürger lnancherlei Anregung zur
Selbstbelehrung bieten.
Den Herren, welche mir bei der Bearbeitullg der einzelnell Kapitel berntenb
zur Seite gestanden haben, insbesondere den Herren Henstorf, Diemer unb
Kalisch in Berlin, sage ich an dieser Stelle nochmals meinell besteil Dank.
Möge sich das Werk bei seinem Eintritt in die Öffentlichkeit Freunde gewinnen
llild bei Schülern, wie bei Erwachsenen Freude am öffentlichen Sehen und damit
an Vaterland und Volk erweckell.
B e r l i il, im Januar 1901.
Watk chriep.