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„Du meinst landwirtschaftliche Buchführung?"
„hast du das Schild am Hause gelesen?"
„Za, Gemeindevorsteher steht da. Ich weiß, daß
du der Gemeindevorsteher bist."
„Die Gemeindevertretung wählte mich vor
l8 Jahren dazu. Das Amt eines Gemeindevorstehers (Grtsschulze)
macht viel Arbeit. Allerdings nimmt mir der Gemeindeschreiber,
deines Vaters Freund, viel Arbeit ab. In wichtigen Sachen muß
ich die Gemeindevertretung zusammenrufen."
„Da bist du ja gleichsam der Nönig von Nlosterrode."
„D nein, mein Iunge. Meine Wahl gilt nicht eher und auch
die der Beisitzer oder Schöffen nicht, bis sie der Landrat be¬
stätigt hat.
Der Landrat beaufsichtigt alle meine Amtsgeschäfte, prüft
unsere Ausgaben und nimmt auch Beschwerden an, die gegen
unsere Verwaltung erhoben werden. Er kann uns auffordern,
Landstraßen, Wege, Dämme an den Bächen und Zlüssen zu bauen
und zu unterhalten, wir dürfen z. B. den Bach nicht zu einem
Zischteich anspannen, weil sich da die Nachbargemeinde beschweren
könnte. Doch genug davon, heute mittag gehst du mit aus den
Acker." —
Müde von der anstrengenden Bewegung in der frischen Luft,
war Wilhelm in der Gastkammer des großelterlichen Hauses in
tiefen Schlaf gesunken, plötzlich war ihm, als sei es schon ftüh.
Eine rauhe Stimme von draußen weckte ihn auf. was war das?
Durch das Zensier schien dunkelrote Glut. Er sprang aus dem
Bette. Die nur 100 Schritte vom Hause entfernte alte Scheune
des Großbauern Norm stand in Hellen Zlammen.
Schnell zog er die Nleider an und eilte zur Brandstelle. Da
hörte er Großvaters Stimme, „hierher die Spritze. Nette bilden
bis zum Teiche! — Nehmt den großen Feuerhaken!" Zwölf
Mann faßten an. „Eins — zwei — drei —!" und die Zachwerk¬
wand des Giebels stürzte nach innen. Eine hohe Zeuergarbe
loderte zum Himmel. Aber das stürzende Mauerwerk begrub den
Hauptfeuerherd. Eben gab die Spritze Wasser. Es bedurfte meh¬
rerer Stunden anstrengender Arbeit, ehe die Feuerwehr wieder ab-
0 bei mehr ols 40 stimmberechtigten Grmeindemitgliedern.