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(£. Karwicse 
B. Die Entwicklung des deutschen Heerwesens. 
I. 3m siebzehirten Jahrhundert. 
Bevor wir uns der deutschen Armee von heute zuwenden, ist es für 
das bessere Verständnis so mancher Eigenart nützlich, bei den: Heerwesen 
früherer Zeiten kurz zu verweilen; denn die militärischen Einrichtungen der 
Söldnerheere aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts sind als 
die Grundlagen neuzeitlicher Armeen anzusehen. 
wie der Söldner der damaligen Zeit seinen Beruf auffaßte, das zu 
schildern ist keinem so vortrefflich gelungen wie Schiller in „Wallensteins 
Lager". 
Das deutsche Regiment zu Fuß sollte, wie noch heute ein kriegsstarkes 
Infanterieregiment, 3000 Mann zählen. Diese Zahl war indessen starken 
Schwankungen unterworfen und wurde selten erreicht. Landsknechtfähnlein 
bildeten in meist ganz verschiedener Stärke die Unterabteilungen, entsprechend 
unseren Kompagnien. 
Obwohl schon zwei Jahrhunderte seit der Verwendung des Schie߬ 
pulvers dahingegangen waren, verschwand die Armbrust doch erst aus¬ 
gangs des sechzehnten Jahrhunderts ganz. Die schlechte Beschaffenheit des 
Krautes (Pulvers) und die großen Schwierigkeiten, die sich seiner Ver¬ 
besserung entgegenstellten, ließen die Armbrust lange gleichwertig neben 
dem Handrohr bestehen. Infolgedessen gab in der Schlacht noch immer 
der Stoß des Gewalthaufens den Ausschlag. Schwer gerüstete Leute mit 
unhandlich langen Spießen oder mächtigen Zweihänderschwertern waren 
deshalb für den Nahkampf unentbehrlich. Aber es hielt verhältnismäßig 
schwer, die nötige Zahl für den gefahrbringenden Dienst der Schwer¬ 
bewaffneten zu finden, und nur durch die Erhöhung des Soldes vermochte 
man eine größere Anzahl dafür zu gewinnen. Man nannte diese Schwer¬ 
gerüsteten, die hohes Ansehen im Fähnlein genossen, Doppelsöldner oder 
auch Pikeniere. 
Schneller als das Pulver verbesserten sich die Handfeuerwaffen selbst. 
Schon seit Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts waren die Luntengewehre 
in Deutschland im Gebrauch. ^51^ wurde das Radschloß und gegen Ende 
des Dreißigjährigen Krieges das Steinschloß erfunden; auch war der Drall 
bereits seit Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bekannt, wegen der be¬ 
quemen Handhabung hielten sich jedoch die Luntengewehre sehr lange. Im 
Großen Kriege gewann die Muskete immer mehr an Ansehen. Mit einem 
Radschloß versehen, erforderte sie wegen ihrer Schwere eine Gabel; dafür 
aber war ihre Treffähigkeit gut. Die Schweden standen in der Verwendung 
der Muskete obenan, etwa zwei Drittel des Fußvolks führte sie. 
Ein leichteres Handrohr ohne Gabel war die Arkebuse. Sie war bei 
den Söldnern am beliebtesten. 
Dem Fähnlein stand der Hauptmann vor, der beritten war. Zum 
Kampf saß er ab. Seine Waffe bestand entweder aus einer Pike oder einem 
leichten Handrohr. Außer ihm befand sich noch ein Leutnant als Ober¬ 
offizier beim Fähnlein. Fähndrich und Feldwebel nahmen eine Mittel-
	        
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