II. Unser Heer 
stellung zwischen jenen und den Unteroffizieren ein. Zu den letzteren zählten 
auch die Gefreiten. 
Das Heiligtum des Tandsknechtfähnleins war die Fahne. Zn feier¬ 
licher Weife wurde beim Zusammentritt des Kricgsvolkes auf dem Mustc- 
rungsplatze durch den Obersten die Fahne dem Fähndrich übergeben, so¬ 
lange diese im Winde flatterte, sollten die Kriegsleute ihr bis in den Tod 
folgen. War aber im Kampfe keine andere Rettung mehr möglich, 
so starb der Fähndrich, in das Fahnentuch gehüllt, als „ehrlicher" Mann 
den Heldentod. 
Wer den Fahneneid brach, für den war kein Hlatz mehr unter der 
Fahne, bis das „Kriegsrecht" über ihn gesprochen hatte. Zm Kreise der Lands¬ 
knechte klagte der Profoß den Eidbrüchigen an, der, war er ein Hikenier, 
zum Spießrutenlaufen, war er ein Musketier, zum Tode durch das Hand¬ 
rohr verurteilt wurde. 
Nach dem Urteilsspruch bildeten die Mannschaften des Fähnleins 
eine Gaffe, durch die der Verbrecher, vom j)rofoß an den Anfang ge¬ 
leitet, unter Trommelwirbel hindurchlaufen mußte, bis er unter den Streichen 
seiner Gefährten zusammenbrach. 
Die Fahne hat zu allen Zeiten als das Ruhm- und Ehrenzeichen der 
Truppe gegolten. Schon die römischen Legionen führten als Feldzeichen 
den auf einer mannshohen Stange angebrachten Adler. Dem germanischen 
Aufgebote wurden buntbemalte Tierköpfe mit herunterwallendem, grell¬ 
buntem Tuchschmuck vorangetragen. Zur Zeit der Kreuzzüge unter Kaiser 
Friedrich Barbarossa bestanden die Heerfahnen der Deutschen aus gewaltigen 
Bannern. Zn der Blütezeit des Rittertums schmückten die Ritter ihre Heere 
mit wimpelartigen Fähnlein, ähnlich den Lanzenfähnchen unserer Reiterei. 
während im Dreißigjährigen Kriege noch jedes Fähnlein seine Fahne 
und jede Squadron ihre Kornette oder Standarte führte, wurde ihre Zahl 
mit der Zeit geringer, bis später die Bataillone erst zwei und dann, wie 
bei der Reiterei die Regimenter, nur noch ein Feldzeichen besaßen. 
Die Landsknechtfahne bestand aus einem seidenen, langwallenden 
Tuch an kurzem Stiele. Nach dem Takte von Trommel und Hfeife bewegte 
der Fähndrich den Oberkörper und schwenkte die Fahne in der Weise mit 
einer Hand, daß ihr Tuch kunstvolle Figuren beschrieb, die viel Kraft, Ge¬ 
wandtheit und Übung erforderten. Diese, einst hochgehaltene Kunst hat sich 
bis auf unsere Tage in den Schwenkungen des erst vor kurzem abgeschafften 
Tambourstocks erhalten. 
Mit den unteren Dienstgraden waren die Landsknechtfähnlein reich¬ 
licher versehen, als unsere Kompagnien es sind. War es doch kein leichtes, 
unter den aus aller Welt zusammengelaufenen Landsknechten die Manns¬ 
zucht aufrechtzuerhalten. 
Der Feldwebel war der Drillmeister des Fähnleins, er besorgte dessen 
Ordnung innerhalb des Schlachthaufens, dem späteren Bataillon. Oft 
gab es auch noch einen Wachtmeister, ihm lag die Ausstellung der wachen ob. 
Die Rottenmeister entsprachen unseren Korporalschaftsführern. Von 
großer Wichtigkeit war das Amt des Fouriers. Zhm fiel es oft schwer, in
	        
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