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E. Aarwiese
gehalten, begünstigte in geradezu gefährlicher weise das Einnisten und
die Verbreitung des Ungeziefers. Pocken und Krätze waren in den Soldaten-
quartieren ständige Gäste.
HL 3m neunzehnten Jahrhundert.
An: 1?. August 1786, drei Jahre vor Ausbruch der Französischen Revo¬
lution, hatte das Perz von Preußens großem König aufgehört zu schlagen.
Ein Peer von 200 000 Mann hatte Friedrich II. seinem Thronerben hinter¬
lassen, das er, von Alter und Krankheit schon fast gebrochen, trotzdem mit
nie rastender Energie auf der pöhe seiner Leistungsfähigkeit erhalten hatte.
Zwanzig Jahre später waren dieses Peer und der Staat, den es schützen
sollte, zertrümmert.
Um sichtbare Mängel des peeres zu beheben, gestaltete man unter
Friedrich wilhelin II. die Bekleidung zweckmäßiger, führte eine bessere
Behandlung der Soldaten ein und sorgte mehr für die Invaliden. Zur
Erhöhung des Bildungsgrades der Offiziere wurden die Ecole militaire,
die Berliner Garnisonschule, und eine Artillerieakademie ins Leben gerufen.
Die Regimenter wurden sachgemäßer eingeteilt, Jäger und Füsiliere ver-
inehrt und der Anfang mit der Ausbildung von zehn Tirailleuren pro
Kompagnie gemacht.
Noch lebte der Geist des Großen Friedrich in der Arinee, doch den altern¬
den Befehlshabern — Generale waren über 65 Jahre alt —, gewohnt, die
eingehenden Weisungen König Friedrichs kritiklos auszuführen, fehlte jetzt,
da sie auf sich selbst gestellt waren, der Überblick und die Einsicht, daß die
Kriegskunst den Fortschritten der Zeit angepaßt werden inüsse. Mit Ver¬
achtung sah man auf die Kampfesweise jener porden herab, die die fran¬
zösische Revolution gezeitigt hatte. Engherzig verschloß man sich den offen¬
sichtlichen Vorteilen des Tirailleurkampfes, und der alte Möllendorf rühmte
sich, mit gut avancierender, schnurgerader Linie die französische Armee zum
Frühstück schlagen zu wollen. Schon im Jahr 1792, bei dem Vormarsch gegen
die neugeschaffenen Truppen der Revolution, zeigte es sich, daß die Schlag¬
fertigkeit der Armee nicht mehr die alte war. Pin- und Permärsche, Kopf¬
losigkeit und Unkenntnis der Lage, Unregelmäßigkeiten in bezug auf Ver¬
pflegung und Unterkunft traten in diesen: Feldzuge bereits zutage, machten sich
aber bei der Schwäche des Gegners noch nicht so auffallend geltend, als im
Unglücksjahre 1806, wo der vorwärtsdrang einer sieggewohnten gegnerischen
Truppe in Verbindung mit einer neuen Art der Kriegführung jene Mängel,
die zur Katastrophe führten, in schroffster weise hervortreten ließ.
Das schimpfliche Verhalten vieler Gouverneure, Kommandanten und
Truppenbesehlshaber, alter Offiziere aus der Schule des großen Königs,
die meisten mit ruhmvoller militärischer Vergangenheit, läßt sich nur aus
der schlagartig hereingebrochenen Katastrophe des Jahres 1806 erklären,
die die gesamte Bevölkerung des scheinbar so fest gefügten Staates mitriß.
Die preußischen Offiziere, deren ganzer Stolz seit Generationen die
Armee war, in der sie ihre Ehre und ihre peimat sahen, hatten durch den
Tilsiter Frieden mit einem Schlage alles verloren, was das Leben ihnen an