III. Unsere Marine
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werden bald an Land, bald an Bord verwendet, bald auf dein einen Schiff,
bald auf dem andern. Länger als drei Jahre befindet sich ein Seeoffizier
beinahe nie in demselben Kommando, meistens aber nur kürzere Zeit. Line
Ausnahme bilden da naturgemäß Offiziere in den höchsten Stellungen,
wie z. B. der Staatssekretär des Reichsmarineamts und andere.
In der Kriegszeit tritt naturgemäß die Verwaltung mehr zurück, aber
um so größere Anstrengungen müssen die lverften und alle andern ein¬
schlägigen Werke machen, um alles, was zur Instandsetzung und Reparatur,
ferner zum Neubau von Schiffen und Fahrzeugen gehört, auf der chöhe
zu halten. Man sieht, daß der Tätigkeitsbereich des Reichsmarineamts
von gewaltigem Umfang ist.
Der Admiralstab der Marine soll wie der Generalstab der Armee die
eigentliche Kriegstätigkeit der Flotte vorbereiten. Im Admiralstabe werden
jdläne für alle denkbaren Möglichkeiten eines Krieges ausgearbeitet, nicht
als unfehlbare Rezepte für den Sieg, sondern um diese ungeheuer wichtigen
Fragen während der Friedenszeit in Muße zu studieren und sich über alle
Einzelheiten klar zu werden. Um alles so vorzubereiten ferner, daß man
sich bei Ausbruch eines Krieges nicht mehr zu fragen braucht: was sollen wir
tun, wie sollen wir unsere Streitkräfte verwenden, sondern daß das alles
schon längst überlegt und geklärt worden ist. Dazu gehört aber lange ge¬
duldige Friedensarbeit und Verwertung der Erfahrungen, welche während
der Friedensmanöver und anderer Übungen der Flotte und der Küsten¬
verteidigung gemacht worden sind.
Von besonderer Bedeutung für die Arbeiten des Admiralstabs ist auch
die ganz genaue Kenntnis der fremden Marinen: ihrer Stärke, ihrer Aus¬
bildung, ihrer Taktik und womöglich auch der Art, wie sie in einem etwaigen
Kriege mit Deutschland vorgehen würden. Je genauer man das weiß, desto
besser kann man sich auf den Krieg vorbereiten, desto weniger durch das
Vorgehen des Feindes im Kriege überrascht werden. Der Admiralstab
hält alle seine Arbeiten sorgfältig geheim, denn gerade aus ihnen könnten
fremde Marinen vieles lernen, was ihnen nützlich und damit uns schädlich
und gefährlich wäre. Der Admiralstab muß eng mit dem Reichsmarineamt
zusammenarbeiten, denn ihre Arbeitsgebiete greifen vielfach übereinander.
Wenn der Admiralstab z. B. nach den Erfahrungen der Flottenmanöver
zur Überzeugung gekommen ist, daß eine neue Geschwadergliederung oder
die Einführung eines größeren Geschützkalibers notwendig sei, so muß er
sich darüber mit dem Reichsmarineamt verständigen, denn dieses baut ja
die Schiffe, legt ihren Typ fest und bestellt die Kanonen bei Krupp.
Die Landorganisation der Marine gruppiert sich in der Hauptsache
um die beiden Marinestationskommandos in Wilhelmshaven und in Kiel.
Die Ehefs dieser beiden Kommandos sind Admirale. Außerdem und unter
ihnen gibt es eine Anzahl von Inspekteuren: der Schiffsartillerie, der Küsten¬
artillerie, des Bildungswesens der Marine, des Torpedowesens, des Minen¬
wesens, der Depots usw. Alles ist sorgfältig gegliedert, und ebenso steht alles
in Zusammenhang miteinander. Die einzelnen Teile und Behörden müssen