III. Unsere Marine 
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J. Die Marine im Kriege. 
Der Krieg, welchen Großbritannien zur 5ee gegen uns führt, ist während 
des ersten Vierteljahres ganz anders verlaufen, als viele Deutsche sich wohl 
gedacht haben. Große Seeschlachten haben bis zürn Ende des Monats No- 
venrber nicht stattgefunden, die englische wie die deutsche Bauptflotte haben 
sich bisher zurückgehalten, und inan hat eigentlich nur gehört von einigen 
Kreuzergefechten in der Nordsee und auf den Ozeanen, ferner von der 
Tätigkeit der Unterseeboote, wie läßt sich diese scheinbare Untätigkeit der 
thauptflotten erklären? warum greift Großbritannien nicht mit seiner 
weitüberlegenen Flotte an, wie es in Friedenszeiten so oft in Großbritannien 
drohend ausgesprochen und vorausgesagt worden ist? 
In der ersten Periode des Krieges bestand der Grund wohl haupt¬ 
sächlich darin, daß man einerseits glaubte, die deutsche Flotte werde bald 
von selbst aus der deutschen Bucht der Nordsee herauskommen und den 
Entscheidungskampf suchen. Die britische Admiralität wollte diesen Ent¬ 
scheidungskampf aber nicht in der Nähe der deutschen Küsten ausfechten, 
weil die deutsche Flotte dort, nahe an ihren träfen, an den deutschen Küsten¬ 
befestigungen und nicht weit von den Kanonen der Insel Helgoland, 
unterstützt von Torpedobooten und andern Waffen des Kleinkrieges, eine 
vorteilhaftere Position haben würde, als vergleichsweise die englische. Die 
britische Admiralität sagte sich ferner: mit der Entscheidungsschlacht habe 
es keine Eile, denn den deutschen Seehandel könne man ohne weiteres ab¬ 
schneiden. Das ist bekanntlich auch geschehen dadurch, daß die Ausgänge der 
Nordsee und die Fahrstraßen auf den Ozeanen durch britische Kreuzer dauernd 
überwacht wurden; jedes deutsche Handelsschiff fing man ab, und bald wagten 
sich auch keine neutralen Handelsschiffe mehr nach den deutschen Bäfen. 
Die deutsche Flotte konnte diese Abschneidung vom Welthandel und Welt¬ 
verkehr nicht hindern; die deutschen Nordseehäfen in der Jade, Elbe und 
Ems liegen zu weit von den Nordseeausgängen entfernt, chätte die deutsche 
Flotte einen solchen Versuch gemacht, so würde die britische Flotte sie ruhig 
etwa bis an den Ärmelkanal haben fahren lassen. Dann würde sie ihr die 
Rückkehr nach den deutschen träfen abgeschnitten und sie draußen in der 
Nordsee mit überwältigender Übermacht angegriffen und vernichtet haben. 
Dem konnte und durfte die deutsche Flotte sich also nicht aussetzen. Sie 
mußte sich zurückhalten, die Ereignisse des Krieges aufmerksam beobachten 
und bei günstiger Gelegenheit zum Bandeln benutzen. So ereignete sich 
während des ersten Kriegsvierteljahres außer kleineren unbedeutenden 
Plänkeleien zwischen den beiden Flotten nichts. Dafür traten aber zwei 
andere Faktoren auf, mit denen die Engländer vorher nicht gerechnet hatten: 
die deutschen Minen und die deutschen Unterseeboote. Deutsche Minen 
sind von Anfang des Krieges an an den großbritannischen Küsten gelegt und 
hinderten dort sowohl den britischenbjandel wie die Bewegungen der britischen 
Kriegsschiffe. Die deutschen Unterseeboote steigerten die Unsicherheit noch 
viel mehr, so daß Anfang November die britische thauptflotte teils in einigen 
Bäfen versteckt lag, teils die Nordsee verlassen hatte. Der britische Handel
	        
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