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11. Der Regen.
Ein Kaufmann ritt einst vom Jahrmärkte nach Hause und
hatte hinter sich auf dem Pferde ein Felleisen mit vielem Gelde.
Es regnete heftig und der Mann wurde durch und durch naß.
Darüber war er unzufrieden und klagte sehr, daß Gott ihm so
schlechtes Wetter zur Reise gebe.
Sein Weg führte ihn durch einen dichten Wald. Hier sah
er mit Entsetzen einen Räuber stehen, der mit einer Flinte aus
ihn zielte und sie abdrückte. Allein von dem Regen war das
Pulver feucht geworden und die Flinte ging nicht los. Der Kauf¬
mann gab dem Pferde die Sporen und entkam glücklich der Gefahr.
Als er in Sicherheit war, sprach er bei sich selbst: Was für
ein Thor bin ich gewesen, daß ich das schlechte Wetter verwünscht
und es nicht als eine Schickung Gottes geduldig angenommen habe.
Wäre der Himmel heiter und die Luft rein und trocken gewesen,
so lüge ich jetzt todt in meinem Blute, und meine Kinder war¬
teten vergebens ans meine Heimkunft. Der Regen, über den ich
murrte, rettete mir Gut und Leben.
12. Galt ist überall.
Thu' nichts Böses, thu' cs nicht!
Weißt du? Gottes Angesicht
Schaut vom Himmel auf die Seinen,
Auf die Großen, auf die Kleinen,
Und die Nacht ist vor ihm Licht!
Sind auch Vater, Mutter weit,
Er ist bei dir allezeit.
Daß du ja kein Unrecht übest,
Und sein Vaterherz betrübest;
Ach, das wär' dir künftig leid!
13. Die zwei Geschwister.
Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte
Jakob zu Anna: „Komm, wir wollen in dem Hause etwas Gutes
zu essen aufsuchen und es uns recht wohl schmecken lassen!" Anna
sprach: „Wenn du mich an einen Ort hinführen kannst, wo es
Niemand sieht, so gehe ich mit dir." „Nun," sagte Jakob, „so
komm mit mir in das Milchkämmerlein, dort wollen wir eine
Schüssel voll süßen Rahm verzehren." Anna sprach: „Dort sieht
es der Nachbar, der auf der Gasse Holz spaltet." „So komm
mit mir in die Küche," sagte Jakob, „in dem Küchenkasten steht
ein Topf voll Honig, in diesen »vollen wir unser Brod eintunken."
Anna sprach: „Dort kann die Nachbarin hereinsehen, die an ihrem
Fenster sitzt und spinnt." „So wollen wir drunten im Keller
Aepfel essen," sagte Jakob, „dort ist es so stockfinster, daß uns