Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

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Letzterer wurde aber wegen Beteiligung am böhmischen Aufstande 1621 
in die Acht erklärt, weshalb der Kaiser Ferdinand II. das Ländchen einzog. 
Friedrich der Große erneuerte später den Anspruch Brandenburgs auch aus 
diese Besitzung, weil trotz der 1648 erlassenen Amnestie i)aS Herzogtum an 
Brandenburg nicht zurückgegeben war. — Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin 
verheiratete sich Joachim Friedrich mit Eleonore, der jüngeren Tochter des 
blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, und erlangte die Vor- 
mundschaft und Regentschast in Preußen. 
3. Das Geheimratskollegium. Zur besseren Verwaltung des Landes 
schus der Kurfürst eine oberste Regierungsbehörde, das Geheimrats- 
kollegrnm, welches aus ueuu rechtskundigen Männern zusammengesetzt 
war. Wöchentlich zweimal versammelten sich die Mitglieder, um über 
Verwaltung, Handel und Gewerbe, Finanzen und Kriegs- 
Wesen zu beraten. — Das Geheimratskollegium kann als der Ansang 
des späteren Staatsministeriums betrachtet werden. 
4. Fürstenschule und Schloßapotheke. Zur Förderung der wissen- 
schastlichen Bildung gründete Joachim Friedrich aus dem 'Schlosse 
Joachimstal in der Uckermark ein Gymnasium, die Fürstenschule 
genannt, die er auss reichlichste ausstattete. — Seine erste Gemahlin, die 
Kurfür st in Katharina. eine sparsame und mildtätige Frau, erübrigte 
bei einer Meierei, die sie selber bewirtschaftete, soviel, daß sie die Schloß- 
npotheke zu Berlin anlegen konnte, in der dürftigen Kranken nnent- 
geltlich Heilmittel gereicht wurden. Sie besuchte auch selbst die Kranken 
und trug ihnen Arznei und Lebensmittel zu, um sie als „Mutter der 
Kranken" möglichst schnell zu erquicken. 
Kurfürst Johann Sigismund. 1608—1619. 
Wahlspruch: „Für Gesetz und Volk."') 
Durch glückliche Familienverbindungen war es Johann Sigismund 
möglich, den Besitzstand Brandenburgs um ein ganz bedeutendes Stück 
zu vergrößern.2) 
1. Erwerbungen am Rhein und in Westfalen. An der Maas, 
am Niederrhein, an der Ruhr und am Teutoburger Wald hatte sich mit 
der Zeit ein bedeutendes Besitztum gebildet; es bestand aus den Gebieten: 
Jülich, Kleve, Berg. Mark, Ravensberg und Ravenstein. 
Der letzte Herzog dieser später vereinigten Länderstriche. Johann 
Wilhelm, starb, ohne Kinder zu hinterlassen. Seine ältere Schwester 
*) „Pro lege et pro grege." 
2) Er stieg von rund 39 000 qkm auf 81000 qkm.
	        
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