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von den Aeltern Nachhülfe haben. Der Lehrer wird bald finden,
daß schon durch diesen Versuch die Anfänge des Lesens und
Schreibens bedeutend erleichtert werden, und auch aufmerksame
Eltern werden erkennen, wie die Kinder im zweiten Halbjahre
weit schnellere Fortschritte machen, als früher. So kann dann
nach einigen derartigen Vorgängen unser Plan in seinem ganzen
Umfange ausgeführt werden. Solchen Schulmännern, die etwa
glauben wollen, unser Vorschlag sei auf dem Lande und nament¬
lich in einer Schule mit Einem Lehrer nicht auszuführen, möge
folgendes Beispiel überzeugen. Ein Lehrer unser Umgegend, der
alle Altersklassen unterrichtet, hat diese Einrichtung schon vor 2
Jahren eingeführt. Für das Schreiben als stilles Pensum benützt
er das Zeichnen, an dem Anschauungs-Unterrichte nehmen der
erste, zweite und dritte Jahrgang Theil.
Was wollen wir nun für den frühen Lese- und
Schreibunterricht geben?
1) Einen umfassenden Anschauungs-Unterricht,
in dem sich das Memoriren, das Singen un d Zeich-
nen vereinigt. Die Kinder sollen zuerst einen Gegenstand
anschauen, dann darüber sprechen, einige betreffende Verse dazu
lernen oder ein taugliches Liedchen absingen, und zuletzt was
Passendes zeichnen. Gibt es etwas zu zählen, so wird auch dies
geübt. Allerlei Geschichten, sowohl biblische, als andere, mögen
zur Mannigfaltigkeit des Unterrichts darein verflochten werden.
Oeftere Spaziergänge, um die Gegenstände der Natur anzuschauen
und die nöthigen Materialien zu sammeln, dürfen nicht fehlen.
2. Neben dem Anschauungs-Unterricht kann die biblische
Geschichte in geordneter Reihenfolge einhergehen. Passende
Bilder, Gesänge, Sprüche re. sollen eine ähnliche Behandlung,
wie bei jenem bezwecken.
3) Zu Ende deS ersten Schuljahres mögen die Vorübun¬
gen für's Lesen und Schreiben folgen.
Ein Unterricht von täglichen 2 bis 3 Stunden wird für die
Kleinen hinreichend sein.
So vorbereitet kann dann im zweiten Schuljahre der Schreib¬
leseunterricht beginnen und ohne alle Künstelei, ohne alle Plage
der Kinder im Sommerhalbjahr zu Ende gebracht werden. Der
Anschauungs-Unterricht wird auf die gleiche Weise fortgesetzt und
geht dann mit dem dritten Jahre in den Real- und Sprachunter¬
richt über. Im Winter deS zweiten Jahres können die im Schrei¬
ben geübten Schüler ihre über einen Gegenstand gefaßten Satze