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Ergänzungsheft für Untertertia bis Untersekunda.
ments und zwei Schwadronen Kavallerie. Tieftraurig ist die 5. Eska¬
dron, die infolge einer Brückenbesetzung nicht mitmachen konnte. Es
wurden über tausend Gefangene einschließlich des französischen Komman¬
deurs, zwölf (oder achtzehn) Geschütze und vier Maschinengewehre er¬
beutet. Aber schwer hat unsere brave Brigade gelitten: Von den
hundertzweiundvierzig Mann meiner Eskadron waren gestern achtund-
fünfzig beim Appell! Ich der einzige Offizier! Alles andere tot oder
verwundet. Der Brigadekommandeur hat einen Schuß durch Brust
und Land; es soll jedoch befriedigend gehen. Brigadeadjutant Ritt¬
meister . . . tot, von meinem Regiment Rittmeister .. ., sowie ... ge¬
schossen, mein Rittmeister schwer verwundet (Schuß in den Unterkiefer,
zwei in den Arm, einen in den Fuß), Fähnrich . . . leicht verwundet.
Das alles bei drei Eskadrons; am schwersten hat meine Eskadron ge¬
litten, die den schwersten Angriff hatte. Das Regiment dürfte von nun
an wohl etwas geschont werden, jedenfalls den schwersten Tag des
ganzen Feldzuges haben wir sicher hinter uns. Aber der Erfolg, be¬
sonders in moralischer Linsicht, ist großartig. Wir haben gezeigt, was
wir noch leisten können und daß die von den Franzosen schon von jeher
so gefürchteten „läeiers" und „Ulan8“ noch nichts von ihrem élan
verloren haben. Die Leute haben sich großartig benommen, und so
wird dieser 11. August ein Ehrentag für unser Regiment in allen Zeiten
sein und diese Attacke von Lagarde eine der tapfersten Waffentaten
während des Feldzuges. Der Kommandeur der bayrischen Kavallerie-
Division, Exzellenz von . . ., hat dem Regiment sofort seine wärmste
Anerkennung aussprechen lassen und dem König telegraphisch Bericht
erstattet. Sämtliche Offiziere, die die Attacke mitgeritten, viele Unter¬
offiziere und Mannschaften sind zu Auszeichnungen vorgeschlagen worden.
Roch nie in meinem Leben habe ich so die Nähe meines Schutz¬
engels gefühlt, wie an diesem Tage. Ich weiß nicht, aber ich hatte die
ganze Zeit das Gefühl ruhiger Sicherheit ohne die geringste Aufregung.
Wenn ich jetzt zurückdenke und mir besonders die Lage meiner armen
Schwadron — von den achtundfünfzig Äberlebenden haben viele, die auf
Patrouille waren, die Attacke nicht mitgemacht, am Abend des Tages
rückte ich mit 27 Mann und 3 Unteroffizieren ein! — vergegenwärtige,
so muß ich wirklich sagen, daß Gott mich in seinen besonderen Schutz
genommen. Sei ruhig und getröstet, mein Liebling, wenn ich wieder
einrücke, wird mein Stern mich auch weiter die Gefahren glücklich be-
stehen lassen. Ich habe nun noch mehr als je das sicherste Vertrauen!
Ich habe schon von dem großen moralischen Erfolg unserer Attacke
gesprochen. Man kommt sich selbst ganz merkwürdig und komisch vor als