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Unterseite seines Körpers ist weißlich, der Rücken erdfarben und das kurze
Schwänzchen weiß und schwarz. Der rundliche Kopf ist nach vorn etwas
zugespitzt. Die großen Augen können wegen der zu kurzen Augenlider nicht
geschlossen werden. Die beweglichen, an der Spitze schwarz gefärbten Ohren
sind sehr lang und werden von den Jägern Löffel genannt. Die Oberlippe
ist gespalten und mit Schnurrhaaren besetzt. In jedem Kiefer stehen 2 ge¬
bogene, meißelförmige Vorderzähne; hinter den oberen befinden sich noch
2 runde Strftzähne; die Eckzähne fehlen. Zwischen den Vorderzähnen und
Backenzähnen, deren es aus jeder Seite oben 6, unten 5 sind, ist eine große
2.
Zahnlücke (j' o ^ f )• Weil die Vorderzähne immer wachsen, so ist dem Hasen
das Nagen Bedürfnis. Die hinteren Beine sind bedeutend länger als die
vorderen, darum kann er besser bergauf als bergab springen. An den Vorder¬
süßen hat er 5, an den Hinterfüßen 4 bekrallte Zehen, welche bis an die
Spitze beiderseits dicht behaart sind. Vom Frühling bis Herbst wirft die
Häsin 3—4mal je 2—5 sehende Junge. Die Nahrung besteht aus Gras,
Klee, jungem Getreide, Kohl, Rüben und allerlei saftigen, gewürzigen Kräutern
und bei tiefem Schnee auch aus zarter Baumrinde. Die Hasen verursachen
dadurch nicht unerheblichen Schaden, müssen aber dafür mit ihrem schmack-
haften Fleisch und ihrem Pelz, aus welchem die Hutmacher Filzhüte her¬
stellen, bezahlen. Den Tag über ruht der Hase gewöhnlich in seinem Lager;
mit einbrechender Dämmerung geht er auf Nahrung (Äsung) aus. Außer
dem Menschen sind der Fuchs und größere Raubvögel feine Feinde. Nahe
Verwandte des Hasen sind die Kaninchen.
15. Das Eichhörnchen.
(Leseb. I, 136.)
Die Stelle des possierlichen Affenvolkes vertritt in unsern Wäldern das
Eichhörnchen. Seinen Namen verdankt es seinem liebsten Aufenthalt und
seinen wie Hörnchen aufgerichteten Ohren, die durch einen Haarbüschel be¬
deutend länger erscheinen. Es bewohnt die waldigen Gegenden Europas
und Nordasiens. Am Rücken ist es braunrot, auf der Unterseite weiß. Mit
seinen großen, schwarzen Augen schaut es gar klug drein. Besonders gefällt
an dem Tierchen der lange, buschige, zeitweilig behaarte Schwanz, welcher
bei den kühnen Sprüngen gerade hinausgestreckt, beim Fressen Sförntig aus
den Rücken geschlagen wird. Sie setzen sich dabei auf die längeren, fünf¬
zehigen Hinterbeine und führen mit den Vorderfüßen, welche 4 Zehen und
einen verkümmerten Daumen haben, die Nahrung zum Munde. Die Lieb¬
lingsnahrung des Eichhörnchens bilden ölhaltige Früchte; aber auch Knospen,
zarte Pflanzentriebe, junge Vögel und Vogeleier nimmt es zu sich. Es be¬
kommt 3—7 Junge, welche 9 Tage lang blind bleiben, nach 4 Wochen aber
schon allein umherklettern. Das Eichhörnchen baut sich ans Reisern, Rinde
und Laub mehrere kugelige, oben bedeckte Nester mit seitlichem Eingang,
welcher gegen Wind und Regen verstopft wird. In Baumhöhlen und Erd¬
löchern speichert es einen Wintervorrat auf. Jung eingesangen läßt es sich
leicht zähmen und erlangt einen gewissen Grad von Anhänglichkeit. Sein
grimmigster Feind ist der Baummarder.