Full text: Realienbuch für Mittelschulen und günstig gestellte Volksschulen Württembergs

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Rind 12 Jahre mit Vorteil benützen, aber seine Lebensdauer erstreckt sich aus 
25—30 Jahre. Die Kühe sind gutmütig und lenksam, der Stier aber ist 
leicht reizbar und deswegen oft zu fürchten. Es gibt nichts an und von 
dem Rind, das der Mensch nicht benützt. 
Gewaltige Tiergestalten bilden die nächsten Anverwandten unseres zahmen 
Rindes: a) der Nr oder Auerochs, der wahrscheinlich erst im 17. Jahrhundert 
ausgestorben ist, b) der Wisent, der früher über ganz Deutschland verbreitet war, 
jetzt aber nur noch in einem Walde Littauens zu finden ist, c) der amerikanische 
Wisent oder Büffel, welcher früher ganz Nordamerika bewohnte und in Herden 
bis zu 20 000 Stück vorkam. 
Das Rind ist der Hauptvertreter der Zweihufer oder Wiederkäuer. In 
dieser Ordnung bilden die Tiere, welche einfache, hohle Hörner haben wie das 
Rind die Familie der Horntiere oder Hohlhörner, zu welchen außer den ge¬ 
nannten noch verschiedene bekannte einheimische und ausländische Tiere gehören. 
Die Schafe haben seitlich zusammengedrückte, quergerunzelte und schrauben¬ 
förmig gewundene Hörner, welche den weiblichen Tieren meist fehlen. (L. 11,51.) 
Die Ziegen sind muntere Tiere mit schlankem Körperbau, die ihre seitlich zu¬ 
sammengedrückten, quergerunzelten Hörner sichelförmig nach rückwärts gebogen 
tragen. — Die Hausziege hält man besonders der Milch wegen: aus ihren 
Gedärmen werden Violinsaiten gemacht, und ihre Haut wird zu feinem Handschuh¬ 
leder gegerbt. Aus den seidenweichen Haaren der meist reinweißen Angoraziege 
und aus den flaumartigen Wollhaaren der Kaschmirziege werden die feinsten 
Wollstoffe verfertigt. 
Der Steinbock in den Alpen trägt Hörner von 80 ein Länge. 
Die Gemse, welche etwa, die Größe unserer Ziege hat, bewohnt die Hoch¬ 
gebirge Mittel- und Südeuropas und findet sich namentlich zahlreich in den 
bayrischen und steirischen Alpen. Die Gemsjagd ist sehr gefährlich (L. I, 170). 
Die Gazelle und Antilope sind hauptsächlich in Afrika zu finden und 
bilden die gewöhnlichste Nahrung des Löwen. 
19. Das Reh. 
(Leseb. II, 46.) 
Das bekannteste und häufigste Wild unserer Wälder ist nach dem Hasen 
das Reh. Es wird kaum so groß und schwer wie eine Ziege. Auf dem 
Rücken sind die alten Tiere im Sommer mit kürzeren, dunkel-rostroten, im 
Winter mit längeren, braungrauen Haaren bekleidet. Der Kopf ist kurz und 
abgestumpft. Die braunen Augen sind groß und lebhaft. Das Gebiß ist wie 
beim Rind. Das kräftige, massive Geweih, der Kopfschmuck des Rehbocks, 
wächst aus dem Stirnbein hervor, besteht aus Knochenmasse und ist nicht 
bleibend wie beim Rind, sondern wird alle Jahre im Spätherbst abgeworfen. 
Das kaum 2 cm lange Schwänzchen ist ganz in der Behaarung versteckt. 
Die Beine sind hoch und schlank und endigen mit kleinen, schmalen, spitzigen, 
schwarzgefärbten Hufen. Blätter und junge Schößlinge der verschiedensten 
Laubbäume, Nadelholzknospen, grünes Getreide, Kraut, Klee, allerlei Gräser, 
Eicheln und andere Baumfrüchte bilden die Nahrung des Rehs. Die Rehe 
leben familienweise; im April wirft die Rehgeiß 1 oder 2, selten 3 Junge, 
Kitzchen genannt, um welche sich auch der Rehbock annimmt. 
20. Das Renntier. 
(Leseb. II, 47.) 
Was wir teils unsern Feldern abgewinnen, teils unsern verschiedenen 
Haustieren verdanken, Nähr- und Kleidungsstosfe und Dienstleistungen, das
	        
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