Full text: Umrisse der topischen Geographie (Lehrstufe 1a)

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Ein Umstand, sollte man denken, müßte die Kälte der obern 
Atmosphäre mildern: der nämlich, daß die untern Luftschichten, 
sobald sie sich irgendwo stärker erwärmen, sich auch stärker ausdeh¬ 
nen, folglich leichter werden und von den benachbarten dichtern 
Luftmassen emporgedrückt werden müssen. Hiebei ist aber zu be¬ 
denken, daß die emporsteigende Luft, in dem Maaße, wie sie 
steigt, sich auch immer weiter ausdehnt, folglich Wärme bin¬ 
det, mithin Kälte erzeugt. 
Die Dichte der Luft muß, wie wir sahen, des nach oben ab¬ 
nehmenden Druckes wegen, nach oben abnehmen; wegen der 
nach oben abnehmenden Wärme sollte sie aber nach 
oben zu nehmen. Die erstere Wirkung ist aber in der Regel 
überwiegend; daher bleibt der Satz richtig: Die Dünne und 
Leichtigkeit der Atmosphäre wächst mit der Entfernung 
von der Erdoberfläche. — Die Gegenstände der Erdober¬ 
fläche, und nicht blos die flüssigen Körper, dünsten fortwäh¬ 
rend aus. Die Dünste sind schwerer, als die höhern Luftschich¬ 
ten. Unter Flüssigkeiten aber, die miteinander in Verbindung stehen, 
nehmen die schwerern die niedrigere Stelle ein. Daher sind die 
obern Luftgegenden auch dunstfreier, reiner als die untern. 
Den untern, mit Dünsten angefüllten Theil des Luftkreises nennt 
man auch wohl Dunstkreis. 
Also mit der Entfernung von der Erdoberfläche 
wächst die Dünne, Leichtigkeit, Kälte und Reinheit 
der Luft. 
§. 5. Winde. Hauptursache derselben. Sturm. Orkan. 
Benennung der Winde nach Himmelsgegenden. 
So oft das Gleichgewicht unter den Theilen der Atmosphäre 
gestört wird, sucht die Luft dasselbe durch Strömungen wiederherzu¬ 
stellen. Diese fortschreitenden Bewegungen ganzer Luftmassen heißen 
Winde. Die Hauptursache der Entstehung von Winden ist Ver¬ 
änderung des Wärmezustandes in einzelnen Theilen 
des Luftkreises. Steigt nämlich die Wärme in einem Luft¬ 
räume, so verdünnt sich die darin enthaltene Luft, wird folglich 
leichter, und muß, wenn die angränzenden Luftmassen ihre frühere 
Dichtigkeit und Spannung behalten, emporsteigen. Sogleich strö¬ 
men nun die benachbarten Luftmassen herbei, um den leer werden¬ 
den Raum einzuuehmen. 
Ein heftiger Wind heißt Sturm. Heftige Stürme werden 
Orkane genannt. Bei sanften Winden durchläuft die bewegte 
Luft in 1 Sekunde etwa 10 Fuß. Bei einer Geschwindigkeit von 
60' in der Sekunde heißt der Wind schon ein Orkan (europäi¬ 
scher). In einigen außereuropäischen Ländern, besonders auf den 
Antillen, erreichen indeß die Orkane bisweilen eine Geschwindig¬ 
keit von 120' in 1 Sekunde (wobei sie mit einer Kraft von
	        
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