Full text: [Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8] (Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8)

161 
hinter ihm nnd sprach : „Folge mir, die Stunde deines Abschieds 
von der Welt ist gekommen !“ — „Wie,“ antwortete der Mensch, 
„willst du dein Wort brechen? Hast du mir nicht versprochen, 
dass du mir, bevor du kämst, deine Boten senden wolltest ? Ich 
habe keinen gesehen.“ — „Schweig,“ erwiderte der Tod, „habe 
ich dir nicht einen Boten über den andern geschickt? Kam 
nicht das Fieber, stiess dich an, rüttelte dich und warf dich 
nieder ? Hat der Schwindel dir nicht den Kopf betäubt ? Zwickte 
dich nicht die Glicht in allen Gliedern ? Brauste dirs nicht in 
den Ohren? Nagte nicht der Zahnschmerz in deinen Backen? 
Ward dirs nicht dunkel vor den Augen? Uber das alles, hat 
nicht mein leiblicher Bruder, der Schlaf, dich jeden Abend an 
mich erinnert? Lagst du nicht in der Nacht, als wärst du 
schon gestorben? “ Her Mensch wusste nichts zu erwidern, 
ergab sich in sein Geschick und ging mit dem Tode fort. 
Grimm. 
7V. Her kommt -er Tod. 
1. Der schnellste Reiter ist der Tod; 
Er überreitet das Morgenrot, 
Des Wetters rasches Blitzen. 
Sein Roß ist fahl und ungeschirrt, 
Die Sehne schwirrt, der Pfeil erklirrt 
Und muß im Herzen sitzen. 
2. Durch Stadt und Dorf, über Berg und Thal, 
Im Morgenrot, im Abendstrahl 
Gehts fort in wildem Jagen. 
Und wo er floh im Ungestüm, 
Da schallen die Glocken hinter ihm, 
Und Grabeslieder klagen. 
3. Er tritt herein in den Prunkpalast, 
Da wird so blaß der stolze Gast 
Und läßt von Wein und Buhle. 
Er tritt zum lustgen Hochzeitsschmaus, 
Ein Windstoß löscht die Kerzen aus, 
Bleich lehnt die Braut im Stuhle. 
B. Y. R. 
11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.