Full text: [Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8] (Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8)

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predigt hatte. Allerdings hing diese Verachtung des reinen Wortes 
mit der Haltung des Herrn von Gera zusammen, der die Visitation 
im Schlosse selbst nicht gestattete und für seine Person und für seine 
Gemahlin mit nächster Umgebung unbehelligt bleiben wollte. Derjenige 
vom Adel, welcher der neuen Ordnung den heftigsten Widerstand entgegen¬ 
setzte, war Krieg von Etzdorf auf Aga. Auf die Vorstellung, daß er 
das heilige Abendmahl der Einsetzung Christi gemäß nehmen möge, 
erklärte er, er habe nur einen Gott, den wolle er nicht in zweierlei 
Gestalt nehmen. In der Schleizer Herrschaft hatten sich die Adeligen 
eines Besseren besonnen; sie stellten sich nicht nur pünktlich zur Visitation, 
sondern versicherten sogar, daß sie dieselbe mit großem Seufzen und 
Begehren erwartet hätten. 
Der ersten Visitation folgte schon im folgenden Jahre 1534 die 
zweite. Dabei zeigte sich, daß die kirchlichen Zustände innerhalb der 
kurzen Frist im ganzen eine erfreuliche Wendung genommen hatten, 
und es machten sich weitere Visitationen nicht nötig. Mehr und mehr 
wurde die äußere Annahme der evangelischen Lehre auch eine inwendige. 
Selbst der Herr von Gera stellte nach und nach die Winkelmessen 
auf seinem Schlosse ein und empfing 1536 das Abendmahl in beiderlei 
Gestalt. 
Am spätesten wurde die Reformation in der Herrschaft Lobenstein 
eingeführt, weil diese ein böhmisches Afterlehen war und der Kurfürst 
von Sachsen hier also nicht denselben Einfluß besaß wie in den übrigen 
Landesteilen. Doch gab 1543 Heinrich der Jüngere von Gera dem 
Drängen der Unterthanen nach und ließ die Visitation vollziehen. Die 
Geistlichen fand man zwar zur Hälfte etwa ungeschickt, altersschwach 
und gebrechlich, aber sie waren zur Annahme der lutherischen Lehre 
fast alle bereit. Nur zwei widerstrebten, darunter einer von Lobenstein, 
der erklärte, kein Engel werde ihn zum Sakrament mit Brot und Wein 
bereden. 
So stehen die reußischen Lande unter denen, die sich der reinen 
Lehre zugewandt, nicht als die ersten voran, aber als Herren und 
Unterthanen erst einmal von der Lehre des Evangeliums überzeugt 
waren, hat es kaum irgendwo treuere Anhänger der Lehre Luthers 
gegeben als gerade hier. Nach der Kirchengalerie. 
90. Die reutzische Konfession. 
Als der Apostel Paulus vor seiner Reise nach Rom von den Ältesten 
der Gemeinde zu Ephesus Abschied nahm, ermahnte er sie, acht zu haben 
auf sich selbst und auf die Herde, unter welche sie der heilige Geist gesetzt 
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