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des Prinzen wurde verraten, er selbst von mehreren Offizieren fest¬
gehalten und vor den König gestellt. Sein Zorn kannte keine Grenzen.
Das Schlimmste wäre zu befürchten gewesen, wenn nicht mutige Offi¬
ziere durch rechtzeitiges Dazwischentreten es verhütet hätten.
2. Friedrich wurde als Deserteur behandelt und auf die Festung
Küstrin gebracht. Der Lieutenant Katte, dem es nicht wie Keith gelang,
zu entkommen, wurde vom Kriegsgericht zu einer längeren Festungs¬
haft verurteilt; der König verwandelte das Urteil in Todesstrafe. Auch
seinem Sohne gedachte er das gleiche Los zu bereiten. Aber auch
jetzt boten ihm höhere Offiziere mutig die Stirn. Ein General rief
ihm zu: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen sie meins!
Jenes bekommen Sie nicht, solange ich noch reden darf." Das Kriegs¬
gericht lehnte seine Verurteilung ab. Auch deutsche Fürsten verwandten
sich für den Kronprinzen. An der strengen Hast in Küstrin hielt
der König aber fest. Durch eine starke Erschütterung wollte er seinen
Sohn von einem verfehlten Leben abbringen. Ans diesem Grunde
wurde auch Katte auf seinem Todesgange am Fenster des Prinzen
vorbeigeführt. Damit war der Eigenwille des ungehorsamen Sohnes
gebrochen. Die Berichte des Pfarrers, der ihn täglich zu besuchen
hatte, lauteten immer günstiger. Bald wurde es Friedrich gestattet,
in der Kriegs- und Domänenkammer zu Küstrin als jüngster Rat
zu arbeiten. Gerade diese Zeit gereichte ihm zum größten Segen.
Er lernte die Verwaltung genau kennen und ließ sich später auch
in die Arbeiten des Generaldirektoriums einführen. Gleichzeitig gewann
er einen Einblick in die hohen Verdienste seines Vaters um die Ver¬
waltung und um das Land.
4. Versöhnung und Vermählung. Nachdem sich durch die günstigen
Berichte das Verhältnis zwischen Vater und Sohn besser gestaltet
hatte, wurde Friedrich zur Vermählung seiner Schwester mit dem
Markgrafen von Baireuth zum erstenmale an den Hof berufen.
Mit den Worten: „Da ist der Fritz wieder!" führte ihn der König
den Seinen zu. Als Friedrich dem Wunsche des Vaters gemäß sich
mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Brannschweig-Bevern ver¬
mählte, wurde die Aussöhnung eine vollkommene.
5. In Rheinsberg. Fortan lebte Friedrich mit seiner Gemahlin
im Schlosse Rheinsberg, das ihm sein Vater geschenkt hatte. Als
Oberst führte er ein Regiment in Nen-Rnppin zu des letzteren vollsten
Zufriedenheit. Jetzt hatte auch der König nichts mehr dagegen
einzuwenden, daß sich der Kronprinz seiner Neigung gemäß mit den
Wissenschaften beschäftigte. Im Kreise seiner geistreichen Freunde