364
ntei)se Nahrung zuleiten. Die Zweige biegen sich nach unten unb vermögen so
Wind und Schneedruck leicht zu trotzen. Im Spätsommer ist der Strauch mit
einer Menge großer, glockenförmiger Blüten übersät. Wenn die Alpenrosen blühen,
sind die Berge manchmal weit und breit mit ihrer Purpurpracht geschmückt.
Schweden-Norwegen und das nördliche Kirmeer.
Schweden und Norwegen gehören mit ihrem nördlichen Teile der kalten
Zone an. Das Klima der skandinavischen Halbinsel wird durch den ivarmen Golf¬
strom bedeutend gemildert. Schweden, ein zum größten Teile hügeliges Land,
besitzt einen großen Reichtum an Seen, Flüssen und Bächen und erfreut sich einer
großen Menge sonniger Tage. (Ungefähr 70 mehr im Jahre als Deutschland.)
Im Süden Schwedens gedeihen noch Weizen, Roggen und andere Getreidearten.
Auch weisen diese Gegenden während der Sommermonate noch einen herrlichen
Blumenflor ans. Unter den Bäumen finden wir am häufigsten die Nudelhölzer;
das vorherrschende Laubholz ist die Birke. Auch Eschen, Ahorn und Holunder
findet man häufig. Im nördlichen Teile des Landes sieht man nur noch verkrüppelte
Tannen und Fichten; die Renntierflechte bedeckt den kalten, mageren Boden.
In Norwegen ist das Klima mit Ausnahme der Meeresküsten im allgemeinen
rauher, als in Schweden, denn ein mächtiges Hochgebirge, die skandinavischen
Alpen, erfüllt den größten Teil des Landes. An: Fuße des Hochgebirges breiten
sich endlose Wälder ans. Darin hausen Wolf, Bär, Fuchs, Vielfraß und Elch.
In den Tieftälern trifft man grüne Wiesen mit weidenden Herden. Bis zu den
nördlichen Teilen des Landes vermögen dem Norweger von den Haustieren nur
Renntier und Hund zu folgen.
Des Nordens rauher Herrscher, der Winter, zwingt das nördliche Eismeer
fast ständig unter seine Macht. Riesige Eisberge, von meilenweiter Ausdehnung,
erheben sich über die kalten Fluten. Mit fürchterlichem Krachen zerbersten sie
oder prallen donnernd aufeinander. Totenstille erfüllt die Lust, nur hin und
wieder unterbrochen von dem Krachen des berstenden Eises. Auf den Eisschollen
sonnen sich zahlreiche Robben. Auch der Polarfuchs und der grimmige Eisbär
treiben darauf ihr Wesen. Das Wasser ernährt zahllose Scharen von Tauchern
und Schwimmvögeln. Sein Fischreichtum gibt ihnen vollbesetzte Tafel. Zuweilen
erblickt man zwischen den schimmernden Eisbergen einen Dampfer, dessen Be-
mannung die Walfischjagd oder den Robbenfang betreibt.
Der grönländische Seehund.
Die Verbreitung der Flossenfüßler erstreckt sich meistens auf die Küsten des
Eismeeres, wenngleich sie auch in wärmeren Meeren anzutreffen find. Mit ihren
flossenartigen Vorder- und Hintergliedmaßen treiben sie den spindelförmigen Leib
durch das Wasser. Die bekanntesten unter ihnen sind das Walroß, der Seebär,
der Seelöwe, die Elefantenrobbe und besonders der Seehnnd.
Dieser bevölkert die Küsten des nördlichen atlantischen Ozeans und des Eis¬
meeres zwischen Europa und Amerika. Man trifft ihn auch ziemlich häufig in der
Nord- und Ostsee, vereinzelt sogar im Mittelmeere an. Der Kopf mit den langen
Schnurrharen hat einige Ähnlichkeit mit dem des Hundes. Auch das heisere Bellen
erinnert an die Stimme unseres treuen Haustieres.
Um die Bedeutung des Seehundes für den Menschen zu würdigen, wollen
wir uns einnml in eine der niederen Schneehütten der Eskimos im fernen Grönland
begeben. Die Familie ist eben im Begriff, ihre Mahlzeit einzunehmen. Sie besteht,
wie fast immer, aus dem Fleische des Seehundes. Dazu trinken die Eskimos See¬
hundstran oder Seewasser, mit dem Blute des Seehundes vermischt. Die Männer
verfertigen aus den Knochen des Seehundes allerlei nützliche Geräte und Waffen,
oder überziehen mit den Fellen die Gerippe ihrer leichten Boote. Die Felle
werden von den Frauen zu Kleidern verarbeitet, die Gedärme zu Fensterscheiben
oder wasserdichten Gewändern zusammengenäht, zu Seilen gedreht oder zu Zwirn