Full text: Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form (Theil 1)

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Eurystheus trug nun dem Helden aus, die der Artemis 
(Diana) geweihte Hindin lebendig zu fangen. Sie hatte 
eherne Füße und goldene Hörner und lief so schnell, daß kaum 
ein Pfeil sie einholte. Ein ganzes Jahr verfolgte sie der 
Göttersohn, bis sie ermüdet niedersank. Da nahm er sie auf 
seinen Arm und kehrte heim. 
Das vierte Mal schickte ihn Eurystheus nach einem Eber, 
der am Berge Erymanthos große Verheerungen angerichtet 
hatte. Diesen Eber faßte er bei den Ohren und Hinterbeinen, 
trug ihn lebendig auf der Schulter nach Mycenä und setzte 
ihn vor den erschrockenen König nieder. 
Darauf ward ihm befohlen, nach Elis zum König Au- 
gias zu gehen und dessen Rinderstall zu reinigen. Dieser 
Stall hatte bisher dreitausend Rinder beherbergt, war aber 
nicht mehr Zu gebrauchen, weil der Dünger die Thüren ver¬ 
sperrte. Diese Aufgabe zu lösen, schien mehrere Jahre zu 
fordern. Aber Herakles grub zwei Flüsse, den Alpheos und 
Peneos, ab und leitete sie in den Stall. So spülten die 
Fluchen den Unrath an einem Tage weg. 
Nun gab ihm Eurystheus auf, die stymphalischen Vögel 
zu vertilgen. Es waren ungeheure Raubvögel mit ehernen 
Flügeln und Schnäbeln, die schaarenweise um den See Stym- 
phalis in Arkadien schwärmten, Menschen und Vieh mit sich 
in die Luft nahmen und auf den Felsen verzehrten. Herakles 
scheuchte sie mit einer großen Klapper aus dem Walde, der 
sie verbarg, und tödtete sie alle mit Keulenwürfen. 
Um diese Zeit setzte ein wilder Stier ganz Kreta in 
Schrecken. Minos der Jüngere, der damals die Insel be¬ 
herrschte, hatte ihn vom Meergotte Poseidon zum Geschenk 
erhalten. Als er aber nachher dem Meerbeherrscher zu opfern 
versäumte, machte dieser den Stier wüthend, daß er auf der 
Insel umherrannte und viel Unheil anrichtete. Als Eury¬ 
stheus davon Kunde erhielt, sandte er den Herakles nach Kreta, 
daß er ihm den Stier bringe. Dieser bemächtigte sich des 
Thieres lebendig und brachte cs nach Mycenä: aber Eurystheus 
ließ die Bestie wieder los und nun verheerte sie die Gegenden. 
In Thracien regierte damals Diomedes, dessen Rosse 
durch ihre Größe und Stärke weit und breit berühmt waren. 
Sie waren aber so stark, weil sie mit Menschenfleisch gefüttert
	        
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