Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

Die ersten beiden schlesischen Kriege. 
163 
gangen. Stanislaus Leszczynski (vgl. §170) wurde mit diesem 
Herzogtum entschädigt, als es ihm auch nach Augusts des Starken Tode 
nicht gelang die polnische Krone zu erlangen, sondern Kurfürst A u g u st III. 
von Sachsen auch in Polen seinem Vater folgte. Nach Stanislaus' Tode 
ist Lothringen an Frankreich gefallen; so ging ein altes deutsches Land 
in fremde Hände über. Der letzte Herzog des Landes, Franz, wurde 
zum Großherzog von Toskana gemacht; er war der Gemahl Maria 
Theresias, der ältesten Tochter Karls VI. 
Karl VI. hatte keinen Sohn hinterlassen; und es war die wichtigste Österreich. 
Frage der europäischen Politik, ob es Maria Theresia gelingen würde, die 
Herrschaft über die österreichischen Erblande zu behaupten. Durch ein 
Staatsgrundgesetz, die sogenannte „pragmatische Sanktion", hatte 
Karl VI. bestimmt, daß die gesamten österreichischen Staaten für immerr 
ungetrennt beieinander bleiben, und daß, wenn männliche Nachkommen 
fehlten, die weiblichen Nachkommen erbberechtigt sein sollten; auch war 
diese Bestimmung von den meisten Mächten Europas anerkannt worden. 
Aber Kursürst Karl Albert von Bayern erhob auf Grund seiner 
Verwandtschaft mit dem Kaiserhause Anspruch auf Teile des Erbes; und 
es war zu erwarten, daß Frankreich, obwohl es die pragmatische Sank¬ 
tion anerkannt hatte, sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, Habs¬ 
burg zu schädigen, zu dem es seit den Tagen Karls V. in Gegnerschaft stand. 
Die Verhältnisse waren für Österreich um so günstiger, weil seine 
Finanzen in Unordnung waren, und weil die verschiedenen Länder, aus denen 
es zusammengesetzt war, nicht, wie die preußischen Gebiete, zu einem Ein- 
heiMaaie verbunden waren, sondern jedes seine besondere Verwaltung hatte. 
In Frankreich war auf LudwigXIV., dem sein Sohn und der^°"'E. 
ältere seiner Enkel im Tode vorangegangen waren, im Jahre 1715 sein Ur¬ 
enkel Ludwig XV. gefolgt, für den anfangs eine vormundfchaftliche Re¬ 
gierung eintrat. Er war ein unselbständiger, dazu sittenloser und aus¬ 
schweifender Monarch, der eine verschwenderische Hofhaltung führte; unter 
feinem Regiment lastete der Steuerdruck schwer auf dem Volke, insbesondere 
auf den armen Bauern, während zugleich Frankreichs Machtstellung nach 
außen mehr und mehr verloren ging. Frankreich befaß in Nordamerika aus¬ 
gedehnte Kolonien, Canada am Lorenzstrom und das nach LudwigXIV. 
benannte L o u i f i a n a am Mississippi. Dadurch wurde es in Zwistigkeiten 
mit England verwickelt, welches seit Beginn des siebzehnten Jahrhunderts 
ebenfalls an der nordamerikanifchen Küste Kolonien gegründet hatte. 
Die Krone von England war nach dem Tode der Königin Anna im England. 
Jahre 1714 an das Haus Hannover gefallen. Damals hatte Georg I.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.