Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

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HI. Tages- uiib Iahreslauf, Fleiß uiib Frömmigkeit. 
Erfindungen des Menschengeschlechts gehören und schoil in ben Zeiten, 
welche vor aller Geschichte liegen, und lange bevor man Metall ver¬ 
arbeitete, mit erstaunlichem Scharfsinn erdacht Wörden sind. 
G. Freytag. 
83 (90). Der Dorfschmied. 
1. Vom Lindenbaum still überdacht, 
steht halb versteckt desDorfes Schmiede, 
der Schmied ist noch ein wack'rer 
Mann, 
ihm strotzt die Kraft in jedem Gliede; 
die Muskeln, die die Arme weisen, 
sind stark, als wären es Bänder von 
Eisen. 
2. Sein Haar ist dunkel, weich und 
lang, 
fast braun gefärbt die ernsten Züge, 
die Stirne deckt der Arbeit Schweiß; 
fein Aug' hat nie gekannt die Lüge. 
So steht er da mit Selbstvertrauen 
und darf der Welt ins Antlitz schauen. 
3. Tagein, tagaus von früh bis 
spät 
ist die Geschäftigkeit hier rege, 
und klangvoll mit gemess'nem Takt 
hörst du des Hammers volle Schlüge, 
die hell und rein ans Ohr dir singen, 
als wie der Abendglocke Klingen. 
4. Und ist des Dorfes Schule aus, 
stehn an der off'nen Tür die Knaben 
und schauen in der Esse Glut — 
ein frohes Spiel gibt's hier zu haben: 
Sieh'! wie sie neckt ein toll' Verlangen, 
die fliegenden Funken aufzufangen! 
5. Er geht zur Kirche Sonntags früh 
und sitzt in seiner Buben Mitte, 
hört andachtsvoll die Predigt an 
und schickt zum Himmel seine Bitte; 
im Chor hört er die Tochter singen, 
da >vill ihm vor Freude das Herz 
zerspringen. 
6. Ihm ist bei ihrer Stimme Klang, 
als hört' er ihre Mutter lvieder, 
die ach! das Leben früh verließ 
und dort im Himmel nun singt Lieder; 
da faßt sein Herz ein heilig' Sehnen, 
ans seinen Angen brechen die Tränen. 
7. Und so in Arbeit, Lust und Leid 
geht er mit Gott durch dieses Leben; 
lvas noch der Morgen formlos sah, 
der Tag hat ihm Gestalt gegeben; 
getrost kann er sein Werk beschließen, 
des Abends Ruhe zu genießen. 
8. Hab' Dank! du edler, bied'rer 
Mann, 
die Lehre hast bit mir gegeben: 
Ein jeder soll als wackrer Schmied 
gestalten so in seinem Leben 
anr Prüfnngsofen ohne Schivanken 
die glühenden Taten und Gedanken. 
B. Hunold. 
84 (91). Mit Gott! 
1. Mit Gott! — das ist ein schönes Wort; 
da wandert man so fröhlich fort 
und fragt nach Brücke nicht und Steg; 
mit Gott! — man findet seinen Weg. 
2. Dies Wort ist loie ein Wanderstab; 
man geht den Berg hinauf, hinab, 
das Feld hindurch, den Wald entlang, 
und graut die Nacht, man wird nicht bang.
	        
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