Object: Lesebuch für die Mittelstufe

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seinen Vorderpfoten hat es zwar keinen Daumen, sondern an der 
Stelle, wo ein solcher sitzen sollte, nur eine Warze; trotzdem greift's 
mit ihnen zu wie mit Händen, hält sich am schwanken, dünnen Hasel— 
zweige fest und holt die Nuß aus den Becherchen. Danach sitzt es 
auf dem Aste, die Ohren wie Hornchen gespitzt, den Schwanz hoch 
über den Rücken gekrümmt. So hält es die Nuß mit den Vorder⸗ 
pfoten und spaltet sie mit scharfem Bisse geschickt in zwei Hälsten. 
Findest du Nußschalen im Walde, so kannst du auch bald erkennen, 
wer der Nußknacker gewesen ist; die Mäuse fressen nur ein Loch hinein, 
das Eichhorn halbiert sie Eckzähne hat das Eichhorn nicht, dagegen 
oben und unten zwei sehr kräftige Schneidezähne, die scharf sind wie 
Meißel. Mit ihnen zerbeißt es die sesten Nußschalen und schält die 
Schuppen der Tannen- und Fichtenzapfen ab, um die kleinen Samen 
hervorzuziehen; ja es zerbeißt auch Knospen und Rinde junger Sprossen. 
Die Zähne wachsen fortwährend nach; das Tierchen fühlt deshalb 
auch das Bedürfnis, Hartes zu beißen, um sie abzunutzen. Ist es im 
Käfig eingesperrt, und wird es nur mit weichen Nahrungsmitteln 
gefüttert, so versucht es, das Holzwerk zu benagen; wenn es aber 
daran verhindert ist, wachsen ihm die Nagezähne so lang, daß die 
Backenzähne nicht mehr aufeinander passen. 
4. Hat das Eichkätzchen viel Speise, so sorgt's auch für die Zu— 
kunft. Es trägt ganze Haufen von Nüssen in das Baumloch oder 
unter das Wurzelwerk; andre versteckt es in die Ritzen der Baumrinde. 
Kommt dann die schlimme Zeit, daß im Walde nicht mehr viel zu 
haben ist, so sucht es die Vorräte auf und speist von seinem Er— 
sparten. Freilich vergißt es mitunter auch wohl, wohin es die Schätze 
versteckt hat, oder der hohe Schnee hindert im Winter das Auffinden. 
5. Ist das Wetter zu schlecht, so verstopft das Eichhörnchen die 
Thür seines Nestes, rollt sich zusammen und schläft oder liegt 
wenigstens still. Es kommt dann wohl mehrere Tage lang nicht zum 
Vorschein; scheint die Sonne wieder, so macht es selbst im Winter 
eine Turnfahrt. Da dann die Bäume ohne Laub stehen, hat es sich 
aber auch am meisten vor seinen Feinden zu hüten. Es droht ihm 
bei Tage der Bussard, bei Nacht die Eule. Sein schlimmster Ver— 
folger ist jedoch der Baummarder, weil er mindestens ebenso flink 
klentert, wie es selbst. Es sucht sich dann gewöhnlich dadurch zu retten, 
daß es blitzschnell rings um den Stamm läuft. 
6. Im Frühling, gerade wenn die meisten Waldtiere überfluß 
an Speise haben, findet das Eichkätzchen nur wenig für sich. Es muß
	        
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