Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

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XIII. Vaterland und Volkstum. 
k) Wie König W i l h e Í m z u m d e u t [ cf) e u Kaiser aus¬ 
gerufen u n d der Friede geschlossen w a r d. Ehe sich Paris 
ergab, wurde König Wilhelm auf französischem Boden am 18. Januar 
1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche 
Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordneten 
des Volkes hatten ihm die Krone angeboten intb damit den heißen 
Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutsch¬ 
land ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der tiene Kaiser- 
gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen 
Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens." 
Am 10. Mai 1871 kam es zum Friedensschlüsse in Frank¬ 
furt a. M. Deutschland erhielt Elsaß und Lothringen als Reichsland 
nnb 4000 Millionen Mark Kriegskosten. Das war ein Krieg und ein 
Erfolg ohnegleichen. Ganz Deutschland war geeinigt, Kaiser und Reich 
erneuert und das verlorene Reichsland wiedergebracht. 
6. Der st a r k e Hort des Friedens. Nach den drei großen 
Kriegen regierte Kaiser Wilhelm I. noch 17 Jahre in Frieden. Unter 
ihnl und seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, trat 
Deutschland an die Spitze Europas. Der deutsche Kaiser war der 
Schiedsrichter bei den Streitigkeiten der Fürsten nnb Völker. Mit 
Österreich nnb Italien schloß er den Dreibund zur Erhaltung des 
Friedens. In fremden Ländern wurden deutsche Ansiedlungen an* 
gelegt. Deutsche Kriegsschiffe beschützten die Deutschen im Auslande. 
Der deutsche Name war jetzt in der ganzen Welt geachtet. 
Der Reichstag, d. h. die 397 Abgeordneten des deutschen 
Volkes, und der Bundesrat, d. h. die 58 Vertreter der Fürsten, 
suchten durch weise Gesetze die Einheit in den 26 deutschen Staaten 
zu fördern. So wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte 
eingeführt. Die kaiserliche P o st erleichterte beit Verkehr in ganz 
Deutschland; ja ein Weltpo st verein wurde gegründet, damit man 
Briefe, Geld und Waren billig und rasch in die ganze Welt senden 
könnte. Der Staat übernahm die Eisenbahnen und Fern¬ 
schreiber und verwaltet sie trefflich zum Besten der Untertanen. Er 
unterstützte Handel und Gewerbe, legte Straßen und Kanäle 
an und verband die Nord- und Ostsee durch einen großen Kanal. 
Berlin verschönerte sich durch herrliche Gebäude, Straßen und Denk¬ 
mäler von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Schmuck ist das neue 
Reichstagsgebäude. 
Unter Kaiser Wilhelm I. wurden viele Schulen gebaut und der 
Unterricht verbessert. Gelehrte Reisende erforschten fremde 
Länder. Die äußere Mission suchte die Heiden zu bekehren, die 
i n n e r e M i s s i o n aber Not und Elend in der Christenheit zu lindern. 
7. Der fürsorgende Landesvater. Unermüdlich hat der 
edle Kaiser für sein Land und Volk gesorgt. „Ich bin glücklich, wenn 
Preußens Volk glücklich ist!" sagte er. Ein andermal: „Ich achte es 
viel höher, geliebt zu sein, als gefürchtet zu werden!" Noch auf dein 
Totenbette flüsterte er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!" 
Besonders ließ es sich Kaiser Wilhelm I. angelegen sein, den
	        
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