und ihrem Leben.
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ein jeder der kleinen Totengräber rüstig ans Werk geht, so sinkt das Mäus-
lein immer mehr ein, und endlich liegt es gar fingertief in der Erde. Dann
wird die lockere Erde auf das eingescharrte Mäuslein gebreitet, leicht und
weich, als sollte es ruhen wie ein Kind im warmen Bette.
So scheint der Totengräber ein gutes Werk zu vollbringen. Aber er
thut das doch nur um seines Nutzens willen. Das zeigt sich recht deutlich
bei dem Begräbnis des Mäusleins. Kaum liegt es drunten in der kühlen
Erde, so wühlen sich einige der Käfer durch die lockere Erde hindurch zu
der kleinen Leiche. An allen Stellen ihres weichen Pelzes legen sie ihre
Eier ab, vergessen über diesem Geschäfte Essen und Trinken und bleiben oft
fünf oder sechs Tage drunten bei dem Mäuslein in der Erde. Wenn sie
dann wieder herauskommen, dann ist ihr schwarzgelbes Kleid nicht nur
schmutzig von Erde, sondern sie sind auch über und über bedeckt mit kleinen,
rotgelben Milben. Die saugen und nagen an dem Totengräber, so daß
diesen selbst schon nach wenigen Tagen das Geschick des Mäusleins ereilt,
das er selbst mit begraben hat.
Bald aber regt es sich drunten in der Erde bei dem toten Mäuslein.
Aus den Eiern des Totengräbers schlüpft ein kleines Geschöpf, fast wie ein
Würmlein anzuschauen. Aber es hat doch schon die sechs Beine des Käfers
und die scharfen Reißzangen am Kopfe, und nur die Flügel fehlen ihm noch.
Das Tierchen treibt denn nun eine Zeit lang in der Erde sein Wesen und
zehrt derweil mit seinen zahlreichen Genossen das Mäuslein bis auf die
Knochen auf. Ist nichts mehr übrig zum Schmause, dann höhlt sich das
Geschöpf eine kleine Kammer aus, rollt sich darin zusammen und liegt so, mit
dünner Haut überzogen, still und regungslos. Diese Ruhe dauert einige
Wochen. Dann aber leidet es das Tierlein nicht mehr in der engen Hülle
und in der finstern Kammer. Es dehnt und streckt sich, und heraus bricht
der Käfer. Zuerst sind seine Flügel weich und matt von Farbe. Sobald
er sich aber erst einmal hindurchgewühlt hat zum goldenen Sonnenschein,
härten sie sich, und dann erhält er auch bald die goldene Halskrause und
die schönen, rotgelben Streifen auf den Flügeln und ist nun ein richtiger
Totengräber. vummei.
115. (74.) Der Krebs.
Wer kennt ihn nicht, den schwarzen Ritter der Flüsse und Bäche?
Sturmhaube und Küraß bilden bei ihm nur ein Stück; sein kunstvoller
Ringpanzer aber ist siebenfach zusammengesetzt.
Der Krebs birgt sich bei Tage am liebsten in seinem Versteck, da wo
am Ufer Erlen und abgestorbene Stämme ihr Wurzclnetz in den Schlamm
flechten; zur Nachtzeit aber zieht er auf Raub aus. Schonungslos erwürgt
er dann das schlafende Fischlein und den harmlosen Frosch; und selbst die
Schnecke in ihrem Hause ist vor seinen Griffen und Kniffen nicht sicher.