U. Volkslieder aus vier Jahrhunderten.
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2. Ja, Englands Korallen, sie können gefallen,
und Frankreichs Rubinen, sie mögen dir dienen,
sie können zwar trutzen und Könige putzen,
ich sage und bleibe dabei: Nichts Schöneres sei als deutsche Treu’.
E. Fieder von Freundschaft und Frede.
1.
1. Wiewohl ich arm und elend bin,
so trag' ich doch ein'n steten Sinn,
Hoffnung thut mich erneuern;
was mir von Gott bescheret ist,
mag mir kein Mensch nicht wehren.
2. Viel falscher Zungen hassen mich,
ich hoff', es soll sie helfen nicht,
Gott ist von großer Güte;
dem ich mich alle Zeit befehl',
der wird mich wohl behüten.
Abschied.
3. Und wär'n der Neider noch so viel,
so geschieht doch, was Gott haben will,
Gott ist mein Trost auf Erden;
so schwör' ich doch bei meinem Eid:
keine Lieb're soll mir werden.
4. Mein Herz, das ist betrübet sehr,
Gott alle Ding' zum besten kehr'!
ich fahr' dahin mit Schmerzen,
ich seh', daß ich's nicht wenden kann,
Gott tröst' all' betrübte Herzen!
5. „Fährst du dahin und läßt mich schier,
was läßt du mir zur Letze hier,
daß ich mich Leid's ergetze?"
Die rechte Lieb' und Stetigkeit
lass' ich dir, fein's Lieb, zur Letze.
2. Treue Liebe.
1. Es wollt' das Mädchen früh aufstehn 4. „Wo krieg' ich nun zwei Leidfräulein,
und in den grünen Wald spazieren gehn. die mein'n fein Knaben zu Grabe wein'n?
2. Und als sie nun in den grünen Wald kam, 5. Wo krieg' ich nun sechs Reuterknab'n,
da fand sie einen verwundeten Knab'n. die mein'n fein Knaben zu Grabe trag'n?
3. Der Knab', der war von Blut so rot, 6. Wie lang' soll ich denn trauern gehn?"
und als sie sich verwandt', war er schon tot. Bis alle Wasser zusammen gehn!
7. „Ja, alle Wasser gehn nicht zusamm'n,
so wird mein Trauern kein Ende han."
E. Kinderlieber.
1. Wie oft (4oft zu danken sei.
Wieviel Sand in dem Meer,
wieviel Stern' oben her,
wieviel Tiere in der Welt,
wieviel Heller unterm Geld,
5^in den Adern wieviel Blut,
in dem Feuer wieviel Glut,
wieviel Blätter in den Wäldern,
wieviel Gräslein in den Feldern,
in den Hecken wieviel Dörner,
10 auf dem Acker wieviel Körner,
auf den Wiesen wieviel Klee,
wieviel Stäublein in der Höh’,
in den Flüssen wieviel Fischlein,
in dem Meere wieviel Müschlein,
15 wieviel Tropfen in der See,
wieviel Flocken in dem Schnee,
so viel lebendig weit und breit,
so oft und viel sei Gott Dank in
Ewigkeit. Amen.
2.
1. Steht auf, ihr lieben Kinderlein,
der Morgenstern mit Hellem Schein
läßt frei sich sehn gleich als ein Held
und leuchtet in die ganze Welt.
Morgenlied.
2. Sei uns willkommen, lieber Tag!
Vor dir die Nacht nicht bleiben mag.
Leucht' uns in unsre Herzen fein
mit deinem gold'nen Himmelsschein.