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andrer Ursachen kühler und feuchter als unsere nördliche Halbkugel ist. 
Dieser letzter» gehört dagegen der beträchtlichere Theil von Afrika zu. 
8. Die südamerikanische Steppe, die Llanos, haben von Osten gegen 
Westen gemessen eine dreimal geringere Ausdehnung, als die afrikanischen 
Wüsten. Jene empfangen den tropischen Seewind, diese, unter einem Breiten¬ 
zirkel mit Arabien und dem südlichen Persien gelegen, werden von Luft¬ 
schichten berührt, die über heiße, wärmestrahlende Kontinente hinwehen. 
Auch hat bereits der ehrwürdige, langverkannte Vater der Geschichte, He- 
rodot, im echten Sinn einer großen Naturansicht alle Wüsten in Nord¬ 
afrika, in Jemen, Kerman und Mekhran (dem Gedrosia der Griechen), ja 
bis Multan in Vorderindien hin, als ein einziges zusammenhängendes 
Sandmeer geschildert. Zu der Wirkung heißer Landwinde gesellt sich in 
Afrika, soweit wir es kennen, noch der Mangel an großen Flüssen, an in¬ 
ländischen Seeen und an hohen Gebirgen. Mit ewigem Eise bedeckt ist 
bloß der westliche Theil des Atlas, dessen schmales Bergjoch, seitwärts ge¬ 
sehen, den alten Küstenfahrern wie eine einzelnstehende luftige Himmelsstütze 
erschien. Östlich läuft das Gebirge bis gegen Dakul zu, wo, jetzt in Schutt 
gesunken, das meergebietende Karthago lag. Als langgedehnte Kästenkette, 
als gätulische Vormauer, hält sie die kühlen Nordwinde und mit diesen die 
aus dem Mittelmeere aufsteigenden Dämpfe zurück. Wahrscheinlich erhebt 
sich auch über der untern Schneegrenze das Mondgebirge al Komri, von 
dem man fabelt, daß es einen Bergparallel zwischen dem afrikanischen Quito, 
der hohen Ebene von Habesch und den Quellen des Senegal bildet. Selbst 
die Cordillere von Lupata, die sich an der östlichen Küste von Mosambique 
wie die Andeskette an der westlichen Küste von Peru hinzieht, ist mit 
ewigem Eise bedeckt. Aber diese wasserreichen Gebirge liegen weit entfernt 
von der ungeheuren Wüste, die sich von dem südlichen Abfall des Atlas 
bis an den östlich fließenden Niger erstreckt. 
9. Doch wären vielleicht alle diese aufgezählten Ursachen der Dürre 
und Wärme noch nicht hinlänglich, jene afrikanischen Ebenen in ein furcht¬ 
bares Sandmeer zu verwandeln, hätte nicht einst irgend eine Naturrevo¬ 
lution, z. B. der einbrechende Ocean, diese flache Gegend ihrer Pflanzen¬ 
decke und ihrer Dammerde beraubt. Wann diese Erscheinung sich zutrug, 
welche Kraft den Einbruch bestimmte, ist tief in das Dunkel der Vorzeit 
gehüllt. Vielleicht war sie Folge des großen Wirbels, der die wärmeren 
mexikanischen Gewässer über die Bank von Neufundland an den alten Kon¬ 
tinent treibt, und durch welche westindische Kokosnüsse nach Irland und 
Norwegen gelangen. Wenigstens ist ein Arm dieses Meeresstroms noch 
gegenwärtig von den Azoren an gegen Südosten gerichtet und schlägt mit 
Ungestüm an die westliche Küste von Nordafrika. Auch zeigen alle Meeres¬ 
ufer (ich erinnere an die peruanischen zwischen Amotape und Coquimbo), 
wie Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende vergehen, bevor sich in heißen.
	        
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