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Dachte der Held sehnsüchtig des Muths und der Kraft das Patroklos, 
Und wie viel er vollendet mit ihm, wie vieles erduldet, 
Während sie Schlachten der Männer und schreckliche Wogen bestanden. 
Dessen gedachte der Held und vergoß heißquellende Thränen, 
Bald sich rechtshin wendend und links, bald auf das Gesicht hin, 10 
Bald auf den Rücken gestreckt; dann aufrecht springend vom Lager, 
Schweift' er am Seestrand trauernd umher. Doch nimmer entgiengs ihm, 
Wenn hell über Gestaden und Meer aufstrahlte das Frühroth. 
Aber so oft er am Wagen geschirrt die beflügelten Rosse, 
Band er den Hektar hinten am Stuhl und schleifte die Leiche; !&■ 
Wenn er sodann dreimal sie geschleift um den Hügel des Todten, 
Gieng er zurück in das Zelt und rastete; aber den Leichnam 
Ließ er im Staube gestreckt aufs Antlitz liegen. Apollon 
Hielt Entstellungen ferne von ihm; er fühlte noch Mitleid 
Selbst im Tode mit ihm und deckt' ihn umher mit der goldnen 20 
Agis, daß der Pelid ihn nicht beim Schleifen verletze. 
Also frevelte dieser im Zorn an dem göttlichen Hektar. 
Doch der Kronid hieß Iris zur heiligen Troja hinabgehn: 
Eile mir, hurtige Iris; den Sitz des Olpmpos verlassend, 
Melde dem Priamos dort in Jlios Feste die Botschaft, 2» 
Daß er den Sohn loskaufe, gewandt zu den Schiffen Achäas, 
Und mit gefälligen Gaben das Herz des Peliden erweiche, 
Aber allein und von keinem der anderen Troer begleitet. 
Folg ihm ein Herold nur, ein älterer, welcher die Mäuler 
Am schönrädrigen Wagen ihm lenk und die Leiche des Hektor 30 
Nachher führe zur Stadt, den ihm der Pelide getödtet. 
Weder besorg er im Herzen den Tod noch ein anderes Schreckniß; 
Denn solch mächtigen Führer gesell ich ihm, der ihn geleite, 
Bis er gelangt zum Peliden, — den spähenden Mörder des Argos! 
Aber sobald er ihn glücklich geführt in das Zelt des Achilleus, 35» 
Tödtet der Held ihn nicht und schützt ihn sogar vor den andern. 
Nicht ja verstandlos ist er noch achtlos, oder ein Frevler; 
Nein, voll Sanftmuth schont er des schutzlos flehenden Mannes. 
Sprachs, und Iris erhob sich, die sturmschnell eilende Bötin, 
Kam in des Priamos Haus und traf dort Jammer und Klage. 40 
Jnnen im Vorhof saßen geschart um den Vater die Söhne, 
Ihre Gewände mit Thränen benetzt, er selbst in der Mitte 
Trauernd, der Greis, nachläßig gehüllt in die Decke des Mantels; 
Schmutz und Unrath deckte das Haupt und den Nacken des Greises, 
Den er, am Boden sich wälzend, mit eigenen Händen emporwarf. 45 
Rings im Palast wehklagten des Priamos Töchter und Schnüre, 
All der vielen und all der tapferen Streiter gedenkend,
	        
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