Könige von Frankreich vor allen Fürsten den Preis. Nachher bereut er, daß 
er sich von dem Osterreicher losgesagt, den er jetzt der Sonne vergleicht; allein 
über die Sonne noch stellt er den Tag, Hermann von Thüringen. Von sich 
selbst meldet er, wie er zu Paris gute Schule gefunden, zu Konstantinopel, 
zu Baldach), zu Babylon Kunst und Weisheit erlernt habe. Hieraus ist 
wenigstens ersichtlich, daß Walther dem Verfasser des Gedichts für einen weit— 
gereisten und in die Tiefen der Kunst eingeweihten Meister gegolten habe. 
Der Umgang mit den Mächtigen hat das Urteil des Dichters über die 
wahren Vorzüge der Menschen keineswegs getrübt. Er sucht diese nicht in 
der Geburt. Den wahren Wert des Mannes begründen ihm drei Eigenschaften: 
Kühnheit, Milde, besonders aber Treue. So streng aber auch der Dichter 
gegen alles eifert, was er für schlecht erkannt hat, so scharf er auch zu spotten 
versteht, so erscheint doch sein Innerstes ungemein weich und milde. In sittlicher 
Beziehung zeichnet ihn das Zartgefühl, ja, die Ängstlichkeit aus, womit er 
vorzubeugen sucht, daß sein Straflied nicht mit dem Schuldigen zugleich den 
Unschuldigen verletze. Seine gedrückte Lage, seine Abhängigkeit von der Gunst 
oder Ungunst anderer hat ihn eingeschüchtert, und er lebt sein wahrstes Leben 
nur in der Einsamkeit und Heimlichkeit des Gemüts. Er hütet sich, daß nicht 
die Leute sein verdrieße; mit den Frohen ist er froh, und er lacht ungerne, 
wo man weinet. Seiner selbst mächtig zu sein, gilt ihm für eine vorzügliche 
Tugend. „Wer schlägt den Löwen? Wer schlägt den Riesen? Wer überwindet 
jenen und diesen? Das tut jener, der sich selber zwinget.“ 
Nach dem Tode Philipps von Schwaben wurde Otto von Braunschweig all— 
gemein als König anerkannt. Er trat den Römerzug an und wurde im Weinmond 
1209 von Innocenz III. als Kaiser gekrönt. Die von Otto vorgenommene 
Herstellung der Reichsrechte in Italien aber war der Anlaß, daß sein bisheriges 
Einverständnis mit Innocenz sich in heftige Zwistigkeiten auflöste. Weil Olto 
befürchten mußte, daß der Papst ihm in dem jungen Friedrich von Sizilien 
einen Gegenkönig aufstellen würde, brach er mit Heeresmacht in Apulien ein. 
Dagegen warf Innocenz auf ihn den Bannstrahl und erweckte in Deutschland 
durch den Erzbischof von Mainz eine Partei für den sizilischen Friedrich. 
Der König von Böhmen, die Herzöge von Osterreich und von Bahern, der 
Landgraf von Thüringen und viele andere erklärten den für den rechten König, 
dem man einst Treue geschworen, als er noch in der Wiege lag, und luden 
Friedrich nach Deutschland ein. Otto sah sich jetzt genötigt, nach Deutschland 
zurückzukehren. Während er in Thüringen den Landgrafen bekriegte (im 
Sommer 1212), kam Friedrich, jetzt fünfzehn Jahre alt, nach Überstehung 
großer Gefahren und Mühseligkeiten zu Konstanz an. Zu gleicher Zeit erschien 
am andern Ufer des Sees, zu Überlingen, Otto mit seinem Heer. Aber von 
vielen verlassen, konnte dieser sich nicht mit seinem Gegner messen. Friedrich 
begab sich nach Basel, zog von da mit stets wachsendem Anhang den Rhein 
hinab, empfing auf dem Hoftage zu Mainz die Huldigung der Fürsten und 
traf zu Frankfurt mit dem Landgrafen Hermann von Thüringen zusammen, 
den er auf das ehrenvollste in die Stadt führte. 
Auf welchem Wege auch Walther dem neuen Könige nahe gekommen 
sein mag, wir treffen ihn jetzt, wie er, des irren Lebens müde, den König 
N Bagdad. — ?) Oktober
	        
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