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Paul Fleming
Und das Gerüchte sei weit über Meer und Land:
Noch hat die gute Sach’ am letzten Oberhand.
Viertes Buch: Gemeinsames Leid wird leichter getragen, die Gewohn¬
heit härtet ab, wissenschaftliche Forschung erhebt den Geist; Hoffnung
tröstet; endlich erlöst jeden der Tod. Gehet für die Kirche und um Frieden.
XVII. Paul Fleming.
Paul Fleming ist geboren am 5. X. 1609 zu Hartenstein a/d. Mulde.
Wie Opitz, so versuchte auch er sich schon als Schüler in lateinischer
Dichtung. Vollkommenes leistete er hierin als Student in Leipzig, nach¬
dem er durch den Kantor der dortigen Thomasschule musikalisch trefflich
geschult worden war. Als ihn zu dieser Zeit Studienfreunde aus Schlesien
auf Opitzens Dichtungen und Bestrebungen hinwiesen, ihn auch persönlich
mit ihrem gefeierten Landsmann, „dem Herzog deutscher Saiten“, bekannt
machten, da fing er an, deutsch zu dichten (1631). Ohne seine medizi¬
nischen Studien vollendet zu haben, verließ er 1633 Leipzig, um als Hof¬
junker und Truchseß an der Gesandtschaft teilzunehmen, die Herzog
Friedrich III. von Holstein-Gottorp nach Persien schickte, um mit diesem
Lande einen Handelsvertrag abzuschließen. Was Fleming auf dieser Reise
erlebte, gestaltete er mit seiner reichen Dichterkraft zu trefflichen poe¬
tischen Wäldern, Oden und Sonetten. Vornehmlich sind es seine Bezie¬
hungen zu zwei Töchtern des in Reval ansässigen Hamburger Kaufmanns
Niehusen, Elsabe und Anna, die er in schönen Liedern besingt. Diese sind
ebenso tief und warm empfunden, wie die zu Ehren Gottes und Christi
und zum Preis der Freundschaft gedichteten.
Im August 1639 wurde Fleming seiner Verpflichtungen gegen Fried¬
rich III. ledig. Bald darauf begab er sich nach Leyden, um dort als Dr. med.
zu promovieren. Im März des folgenden Jahres ließ er sich als Arzt in Ham¬
burg nieder. Dort aber starb er bereits am 2. IV. 1640. Begraben wurde er in
der Katharinenkirche; die Stätte kennt man nicht mehr. — Er hat es ver¬
dient, daß ihm in seinem Heimatsorte ein Denkmal errichtet worden ist.
Das Beste über Fleming hat geschrieben und am besten seine Werke
herausgegeben J. M. Lappenberg in den Publikationen der „Bibliothek des
Literarischen Vereins in Stuttgart“. Band 82. 83 enthalten Paul Flemings
deutsche Gedichte und Beilagen dazu, Band 73 die lateinischen.
Nach Band 82 geben wir den Text.
I. Nach des VI. Psalmens Weise. Nov. 1633. (A. a. O. 236 ff.)
In allen meinen Taten er muss zu allen Dingen,
lass ich den höchsten raten solls anders wol gelingen,
der Alles kan und hat; 5 selbst geben Rat und Tat.