Object: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

4. Konradin. (1268.) 83 
Todesurteil aussprechen sollte. Aber nur ein einziger der Richter 
wagte es, den Erben des erlauchten Herrscherhauses, der im männlichen 
Kampfe für sein Erbrecht eingetreten war, schuldig zu finden; die übri- 
gen sprachen ihn frei. Da verhängte Karl eigenmächtig das Todes- 
urteil. Gefaßt nahm Konradin den Richterspruch entgegen. Im An- 
gesichte Neapels, inmitten aller Herrlichkeit seiues angestammten Reiches 
und aller Schönheit der Erde war das Schafott errichtet. (Graf 
Robert von Flandern bei der Verlesung des Todesurteils.) Noch 
einmal umarmte Konradin seinen Schicksalsgenossen, dann Mete er 
nieder und empfing ergeben in den Willen Gottes den Todes- 
streich. In namenlosem Schmerze schrie Friedrich laut auf, als das 
Haupt des Freundes fiel; alle Anwesenden waren zu Thräuen gerührt. 
Nur der herzlose Anjon blieb unbewegt. Dann wurden auch Friedrich 
und viele Freunde Konradins enthauptet. 
So unglücklich endete 1268 das glorreiche Geschlecht der Staufen. 
III. Aus der Zeit der fränkischen oder Mischen 
Kaiser. 
1. Konrad II. (1024.) 
Ungefähr ein Jahrhundert vor Lothars von Snpplinburg Regie- 
rungsantritt kamen mit Konrad II. Herrscher aus dem Geschlechte der 
Franken oder Salier auf den deutschen Königsthron. 
Im Jahre 1024, um die Zeit, wo die ersten Trauben reiften, 
eilten zahlreiche deutsche Fürsten dem Rheine zu, um auf der weiten 
Ebene zwischen Mainz und Worms einen neuen König zu küreu. Deuu 
damals stand das Recht der Wahl noch allen reichsunmittelbaren Fürsten 
zu, d. h. denen, welche ihre Herrschaft unmittelbar aus der Hand des 
Königs empfangen hatten. Es war ein schöner Anblick, wie sie mit 
ihrem Gefolge auf beiden Seiten des Stroms unter ihren Zelten 
lagerten, diesseits die Ostfranken, Bayern, Schwaben und Sachsen, jen- 
seits die Rheinfranken und die Lothringer. Lange ward unter den 
Führern über die Person des zu Wählenden verhandelt, allmählich jedoch 
verengte sich der Kreis der Bewerber, bis nur zwei übrig blieben, 
zwischen denen sich die Stimmen spalteten. Es waren die beiden 
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