Full text: Auswahl aus der deutschen Dichtung in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Teil 4a = Erg.-Bd. (Poesie))

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6. Der Eislauf. 1764. 
1. Vergraben ist in ewige Nacht 
Der Erfinder großer Name zu oft. 
Was ihr Geist grübelnd entdeckt, nutzen wir; 
Aber belohnt Ehre sie auch? 
2. Wer nannte dir den kühneren Mann, 
Der zuerst am Maste Segel erhob? 
Ach, verging selber der Ruhm dessen nicht, 
Welcher dem Fuß Flügel erfand? 
3. Und sollte der unsterblich nicht sein, 
Der Gesundheit uns und Freuden erfand, 
Die das Roß, mutig im Lauf, niemals gab, 
Welcher der Reihn selber nicht hat? 
4. Unsterblich ist mein Name dereinst. 
Ich erfinde noch dem schlüpfenden Stahl 
Seinen Tanz! Leichteres Schwungs fliegt er hin, 
Kreiset umher, schöner zu sehn. 
5. Du kennest jeden reizenden Ton 
Der Musik, drum gib dem Tanz Melodie! 
Mond und Wald höre den Schall ihres Horns, 
Wenn sie des Flugs Eile gebeut! 
6. O Jüngling, der den Wasserkothurn 
Zu beseelen weiß und flüchtiger tanzt, 
Laß der Stadt ihren Kamin! Komm mit mir, 
Wo des Kristalls Ebne dir winkt! 
7. Sein Licht hat er in Düfte gehüllt; 
Wie erhellt des Winters werdender Tag 
Sanft den See! Glänzenden Reif, Sternen gleich, 
Streute die Nacht über ihn aus. 
8. Wie schweigt um uns das weiße Gefild! 
Wie ertönt vom jungen Froste die Bahn! 
Fern verrät deines Kothurns Schall dich mir, 
Wenn du dem Blick, Flüchtling, enteilst. 
9. Wir haben doch zum Schmause genug 
Von des Halmes Frucht und Freuden des Weins? 
Winterluft reizt die Begier nach dem Mahl; 
Flügel am Fuß reizen sie mehr. 
10. Zur Linken wende du dich, ich will 
Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn; 
Nimm den Schwung, wie du mich ihn nehmen siehst! 
Also! nun sleug schnell mir vorbei!
	        
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