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IV. Gottbold Lpbrsim Xesflng.
Lesebuch I. Nr. 178: Die junge Schwalbe. I. Nr. 283: Der Hamster und die
Ameise. — II. Nr. 172: Zeus und das Schaf. — III. Nr. 168: Lessing (aus
dem Schluß der Hamburger Dramaturgie).
Lessings Werke, Ausgabe von F. Muncker. Stuttgart, Göschen. 1890.
Lessing wurde als Sohn eines Predigers 1729 zu Camenz in der Oberlausitz ge¬
boren, ging 1746 nach Leipzig, um Theologie zu studieren, verlegte sich aber mehr und
mehr auf die schönen Wissenschaften. Seit 1750 abwechselnd in Berlin, Potsdam und
Leipzig wohnend, wurde er 1760 Sekretär des Generals von Tauenzien in Breslau. Dann
treffen wir ihn 1765 wieder in Berlin, 1767 als Theater-Rezensenten in Hamburg, 1770
als Bibliothekar in Wolfenbüttel, 1775 auf der Reise nach Italien, die er mit einem
braunschweigischen Prinzen unternahm. Zurückgekehrt, ließ er sich wieder in Wolfenbüttel
nieder, heiratete im Jahre 1776 und starb nach einem rastlos tätigen Leben 1781 in
Braunschweig.
a) Sinngedichte.
i. Hn den Ceser.
Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? — Nein.
Wir wollen weniger erhoben
Und fleißiger gelesen sein.
2. Hn einen Geizigen.
Ich dich beneiden? — Tor! Erspar', ererb', erwirb,
Hab' alles! — Brauche nichts, laß alles hier und stirb.
3. Hn einen Lügner.
Du magst so oft, so fein, als dir nur möglich, lügen,
Mich sollst du dennoch nicht betrügen.
Ein einzigmal nur hast du mich betrogen:
Das kam daher, du hattest nicht gelogen.
4. Hn einen.
Du schmähst mich hinterrücks? Das soll mich wenig kränken.
Du lobst mich ins Gesicht? Das will ich dir gedenken!
5. Die große Melt.
Die Wage gleicht der großen Welt,
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.
6. In ein Stammbuch.
Wer Freunde sucht, ist sie zu flnden wert:
Wer keinen hat, hat keinen noch begehrt.