Osmanisches Reich. 
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Gefäße legt. Sobald dasselbe die gehörige Dichtigkeit erlangt hat, bil¬ 
det man daraus Kuchen, die in trockne Blatter gelegt und sodann 
zum Handel in viereckige, mit Kupfer ausgelegte Kisten verpackt werden. 
Die Mohnpflanze erreicht in Asien eine weit größere Höhe als in 
Europa, so daß man sie 20 F. und darüber in die Höhe steigen 
sieht und die Mohnköpfe zuweilen über 2 Pfund Wasser fassen 
können. 
Im Allgemeinen hat das Opium bei solchen, die an den Genuß 
desselben nicht gewöhnt sind, gleich dem Wein und Branntwein, eine 
aufregende Wirkung; daher bedienen sich die Muhamedaner desselben 
als eines Mittels, um den ihnen verbotenen Wein zu ersetzen, indem 
sie es Anfangs, um die heftigen Wirkungen desselben nach und nach 
ertragen zu lernen, in kleinen Portionen essen, allmahlig aber damit 
bis zur Größe einer Erbse steigen. Bald nach dem Genusse empfin¬ 
den sie eine ungewöhnliche Munterkeit; sind weit lebhafter und thäti¬ 
ger; die angenehmsten Bilder und Vorstellungen und wollüstige Phan¬ 
tasien schweben ihnen vor; dabei fühlen sie sich fo voll Muth und 
Kraft, daß sie selbst den Tod nicht scheuen. Sie pflegen daher im 
Kriege, kurz vor der Schlacht durch dieses Mittel sich in eine Art 
wilder Wuth zu setzen, um dem Tode unerschrocken entgegen gehen 
zu können. Allein dieser schöne Rausch dauert nur etliche Stunden, 
und es erfolgt dann Trägheit, Verdrossenheit zu allen Geschäften und 
eine gewisse Stumpfheit der Sinne, welche nahe an Verstandlosigkeit 
gränzt. Die Folge von dem fortgesetzten Gebrauche desselben ist eine 
gänzliche Zerrüttung des Körpers und ein früher Tod. Doch wird die 
Zahl dieser Opiumesser (Th eriaki) in der Türkei immer geringer, und 
dieser Gebrauch kommt daselbst immer mehr in Verruf. Desto gewöhn¬ 
licher ist der Genuß des Opiums bei den Malayen der Indischen 
Inseln und vorzüglich bei den Chinesen; doch wird von diesen das 
Opium nicht sowohl gegessen, als vielmehr mit Taback vermischt, oder 
auch unvermischt, geraucht. So erzählt ein Reisender *) von den 
Javanern Folgendes: „Die Opiumraucher kommen in abgesonderten 
Logen zusammen. Die Betrachtung derselben gewährt aber nichts 
Angenehmes. In jeder Loge stehen 6 oder 8 Ruhebänke von Bam¬ 
bus, auf welchen Javaner, mehrentheils aber Chinesen, mit der Opium¬ 
pfeife im Munde ausgestreckt liegen, bis sie betäubt einschlummern. 
Das Opium muß zu diesem Behufe besonders zubereitet werden. 
Wenn es nämlich gekocht und gesäubert ist, wird es mit fein geschnit¬ 
tenem Tabak vermischt ,und in kleine Kügelchen geballt, wovon man 
jedesmal eins in die Öffnung der Pfeife legt und anzündet. Der 
Rauch wird aber nicht, wie bei dem Tabakrauchen, aus dem Munde 
geblasen, sondern so viel möglich hinunter geschluckt. Aber der unmä- 
*) Olivier in seinen Land- und Seereisen im Niederländischen Indien rc. 
unternommen in den Jahren von 1317 bis 1826.
	        
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