Full text: Auswahl aus der deutschen Dichtung in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Teil 4a = Erg.-Bd. (Poesie))

8. Zweiundzwanzig Jahre heilig 
Herrscht er ohne Fluch und Spott, 
An die röm'sche Sechse treulich 
Dacht' er und an Tod und Gott. 
3. Das JMabl 
1. Von Württemberg und Baden 
Die Herren zogen aus; 
Von Metz des Bischofs Gnaden 
Vergaß das Gotteshaus; 
Sie zogen aus zu kriegen, 
Wohl in die Pfalz am Rhein; 
Sie sahen da sie liegen 
Im Sommersonnenschein. 
2. Umsonst die Rebenblüte 
Sie tränkt mit mildem Duft, 
Umsonst des Himmels Güte 
Aus Ährenfeldern ruft; 
Sie brannten Hof und Scheuer, 
Daß heulte groß und klein; 
Da leuchtete vom Feuer 
Der Neckar und der Rhein. 
3. Mit Gram von seinem Schlosse 
Sieht es der Pfälzer Fritz, 
Heißt springen aus die Rosse 
Zwei Mann auf einen Sitz. 
Mit eng gedrängtem Volke 
Sprengt er durch Feld und Wald, 
Doch ward die kleine Wolke 
Zum Wetterhimmel bald. 
4. Sie wollen seiner spotten, 
Da sind sie schon umringt, 
Und über ihren Rotten 
Sein Schwert der Sieger schwingt. 
Vom Hügel sieht man prangen 
Das Heidelberger Schloß, 
Dorthin führt er gefangen 
Die Fürsten samt dem Troß. 
5. Zu hinterst an der Mauer, 
Da ragt ein Turm so fest; 
Da ist ein Sitz der Trauer, 
Der Schlang' und Eule Nest. 
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Weil er fertig war zum Sterben, 
Hielt ihn Gott des Lebens wert; 
Weil den Himmel er konnt' erben, 
Ward ihm auch das Reich beschert. 
l zu fjeidelbercj. 
Dort sollen sie ihm büßen 
Im Kerker trüb' und kalt; 
Es gähnt zu ihren Füßen 
Ein Schlund und finstrer Wald. 
6. Hier lernt vom Grimme rasten 
Der Württemberger Utz; 
Der Bischof hält ein Fasten, 
Der Markgraf läßt vom Trutz. 
Sie mochten schon in Sorgen 
Um Leib und Leben sein; 
Da trat am andern Morgen 
Der stolze Pfälzer ein. 
7. „Herauf, ihr Herrn, gestiegen 
In meinen hellen Saal! 
Ihr sollt nicht fürder liegen 
In Finsternis und Qual. 
Ein Mahl ist euch gerüstet, 
Die Tafel ist gedeckt; 
Drum, wenn es euch gelüstet, 
Versucht, ob es euch schmeckt!" 
8. Sie lauschen mit Gefallen, 
Wie er so lächelnd spricht; 
Sie wandeln durch die Hallen 
Ans goldne Tageslicht. 
Und in dem Saale winket 
Ein herrliches Gelag, 
Es dampfet und es blinket, 
Was nur das Land vermag. 
9. Es setzten sich die Fürsten, 
Da möcht' es seltsam sein; 
Sie hungern und sie dürsten 
Beim Braten und beim Wein. 
„Nun, will's euch nicht behagen? 
Es fehlt doch, deucht mir, nichts. 
Worüber ist zu klagen? 
An was, ihr Herrn, gebricht's?
	        
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