Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Moritz Graf von Strachwitz. 
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Und keine neue Kunst mag werden, 
Bis über dieser Zeiten Gruft 
Ein neuer Gott erscheint auf Erden, 
Und seine Priesterin beruft. 
Moritz Graf von Strachwitz 
(geb. 1822 zu Petcrwitz in Schlesien, gest. 1847 zu Wien) 
Helges Treue. 
König Helge fiel im heißen Streit 
Und mit ihm fiel die geliebte Maid, 
Sie fiel, was mochte sie leben? 
König Helge, der Held, und die Maid Sigrun, 
Sie mußten zu zwei im Hügel ruhn. 
Sein Hengst, der ruhte daneben. 
Allvater saß auf Jdas Feld: 
„Es kommt fürwahr ein gewaltiger Held 
Noch heut von der Erde herüber; 
Es heult mein Wolf und frißt nicht mehr, 
Und Gjallars Brücke donnert sehr, 
Als ritt' ich selber darüber." 
König Helge trat in Odins Palast 
In schwarzem Stahl, ein finsterer Gast, 
Durch die Helden schritt er stumm. 
Er schritt hindurch ohne Gruß und Dank 
Und setzte sich auf die letzte Bank 
Und sah sich gar nicht um. 
Aufsprangen die Helden zu Spiel und Kampf, 
Ha! Schildeskrachen und Hnsgestampf, 
Wie wogt' es stählern und dicht! 
König Helge saß, ihm scholl kein Horn, 
Ihm sauste kein Speer, ihm klirrte kein Sporn, 
König Helge, der focht nicht. 
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