Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

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Paul Heyse. 
Danach Wohl keine Seele sonst gelüstet — 
Fast wie das Messer ohne Griff und Schneide. 
Sein Spielgesell indessen sah's voll Neide, 
Wie sich der Freund mit seinem Schuhwerk brüstet; 
Denn ob es auch der Zahn der Zeit verwüstet, 
Strahlt der Besitzer doch in stolzer Freude. 
Den Soldo, den er erst erbetteln müssen, 
Gab er dem Stieselputzer, mit Grimassen —! 
Grinsend vom einen bis zum andern Ohre. 
Und sein Triumphblick tat der Welt zu wissen: 
Wer Stiefel hat, kann sie auch putzen lassen, 
Und wer sie putzen läßt, ist ein Signore. 
Nach Hause! 
Den letzten Gruß herab von den Terrassen 
Des Pincio dir, du Sonne Roms! In Glut 
Tauchst du die Hügel rings in deiner Hut, 
Eh sie für immer meinem Aug' erblassen. 
Zum letztenmal umwogt mich in den Gassen 
Die heimwärtsströmend rege Menschenslut. 
Nachtstimmen Roms — wie kenn' ich euch so gut, 
Und soll euch morgen fern verbrausen lassen? — 
Doch da ich lag in kurzem Schlummer kaum, 
Träumt' ich, das Wäldchen hört' ich wieder rauschen 
An meinem Haus im Hauch des deutschen Windes. 
Und helle Sehnsucht reißt mich aus dem Traum, 
Dem Morgenlied des Amselpaars zu lauschen, 
Der Spielgefährten meines lieben Kindes. 
Auf den Tod eines Ainöes. 
Mir war's, ich hört' es an der Türe pochen, 
Und fuhr empor, als wärst du wieder da 
Und sprächest wieder, wie du einst gesprochen. 
Mit Schmeichelton: Darf ich hinein, Papa?
	        
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