Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Heinrich von Kleist. 
Chor 
Horchet! — Durch die Nacht, ihr Brüder 
Welch eiu Donnerruf hernieder? 
Stehst du auf, Germania? 
Ist der Tag der Rache da? 
Deutsche, mut'ger Kinder Reigen, 
Die, mit Schmerz und Lust geküßt 
In den Schoß mir kletternd steigen, 
Die mein Mntterarm umschließt, 
Meines Busens Schutz und Schirmer, 
Unbesiegtes Marsenblut, 
Enkel der Kohortenstürmer, 
Römerüberwinderbrut! 
Chor. 
Strömt ins Tal der Schlacht hinab! 
Zu ben Waffen! Zu den Waffen! 
Was die Hände blindlings raffen! 
Mit dem Spieße, mit dem Stab. 
Wie der Schnee aus Felsenriffen, 
Wie auf ew'ger Alpen Höhn 
Unter Frühlings heißen Küssen 
Siedend auf die Gletscher gehn: 
Katarakten stürzen nieder, 
Wald und Fels folgt ihrer Bahn, 
Das Gebirg hallt donnernd wider, 
Fluren sind ein Ozean — 
Chor. 
So verlaßt, voran der Kaiser, 
Eure Hütten, eure Häuser, 
Schäumt, ein uferloses Meer, 
Uber diese Franken her! 
Der Gewerbsmann, der den Hügeln 
Mit der Fracht entgegenzeucht, 
Der Gelehrte, der aus Flügeln 
Der Gestirne Saum erreicht, 
Schweißbedeckt das Volk der Schnitter, 
Das die Fluren niedermäht, 
Und vom Fels herab der Ritter, 
Der, sein Cherub, aus ihm steht -
	        
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