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sander cm, ein ebenso tüchtiger Feldherr wie schlauer und geschmeidiger Staats-
mann; mit persischem Gelde schuf dieser eine neue spartanische Flotte und brachte
dem Unterfeldherrn des Alkibiades (Antiochos) in der Nähe von Ephesos
eine Niederlage bei. Infolge dieses Unglücks regte sich in Athen sofort
wieder gegen Alkibiades das Mißtrauen; er verlor den Oberbefehl und
wagte nicht wieder nach Athen zurückzukehren x). Die Führung des Krieges
erhielt Könön, der jedoch dem Lysander und seinem entschlossenen Nachfolger
Kallikratidas nicht gewachsen war; er liefe sich in dem Hafen von Mitylene
einschließen, sodaß die athenische Flotte verloren und der Krieg beendet
schien. Da ermannte sich Athen zu einer letzten großen Anstrengung und brachte
in Monatsfrist eine Flotte von 155 Schiffen zusammen; dieser gelang es, den
Kallikratidas bei den Arginusen (Inseln bei Lesbos) vollständig zu schlagen
und den Konon zu befreien. Kallikratidas selbst ertrank.
Freilich, der Sieg hielt den Sturz Athens nur kurze Zeit auf; der
Arginuseuproceß gegen die siegreichen Feldherren, welche die Schiffbrüchigen
nicht hatten retten können, enthüllt die innere Haltlosigkeit des herrschenden
Pöbels (Ochlokratie), der sich zur Leitung eines großen Staates unfähig er-
wies. Für das I. 405 übernahm Lysander wieder den Oberbefehl in Asien
und rüstete mit persischem Golde eine neue Flotte aus; die Zuchtlosigkeit und
Sorglosigkeit der Athener, die in einer offenen Bucht bei Aigospotamoi am
Hellespont ankerten, verschafften ihm hier einen leichten Sieg; mit 8 Schiffen
entkam Konon nach Kypros; die gefangene Flottenmannschaft ward von Lysander
hingerichtet.
Das einzige von 160 Schiffen, das nach dem Peiraieus zurückkehrte,
war das Staatsschiff Paralos; Lysander brachte jetzt alle Städte, die noch an
Athen festhielten, zur Ergebung und löste damit den Seebund auf. End-
lich erschien er mit 200 Schiffen vor Athen, das, auch zu Lande von einem
peloponnesischen Heere umschlossen, durch Hungersnot dazu gebracht ward, in die
Niederreißung seiner Mauern zu willigen und sich Sparta zu Wasser
und zu Lande unterzuordnen (404).
Die Leitung des athenischen Staates wurde in die Hände von 30 Män¬
nern der oligarchischen Partei gelegt, die sich während des Krieges ge-
bildet hatte; wie in Athen, wurden in den anderen unterworfenen Städten oli-
garchische Verfassungen eingerichtet und zum Teil durch spartanische Besatzungen
und Vögte (Harmosten) gestützt.
Mit persischer Hilfe und unter Preisgabe der asiatischen Griechen ging
Sparta als Sieger aus dem großen Bürgerkriege hervor.
Die Zersetzung des nationalen Geistes
(die Aufklärung).
Der peloponnesische Krieg bildet nicht nur im politischen, sondern auch im
sittlichen und geistigen Leben des griechischen Volkes den bedeutendsten Abschnitt.
1) Er ging nach dem thrakischen Chersones; wenige Jahre später ist er auf einem Zuge
nach Susa in Phryzien ans Drängen der Spartaner von dem Satrapen Pharnabazos ge-
tötet worden.