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V Ivudrun. 
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1 Wate grimraiclicbe gienc hin für den sai. 
er sprach: 'min frou Kütrün, gebt mir her ze tal 
Gèrlint mit ir friunden, die iuch der wesche nuten, 
unt der selben künne, die uns da heime manigen recken töten.’ 
2 Dö sprach diu minnicliche 'der ist deheiniu hie.’ 
Wate in sinem zorne dö dar näher gie. 
er sprach 'weit ir niht balde mir die rehten zeigen, 
die fremeden zuo den friunden miiezen alle wesen hie die veigen.’ 
3 Er zurnde harte sére, des wurden sie gewar. 
im wincte ein maget schoene mit den ougen dar. 
dà von er bekande die übelen tiuvelinne. 
'saget mir, frou Gerlint, weit ir der weschen mère gewinnen?’ 
4 Er viene si bi der hende unt zöch sie von in dan. 
Gèrlint diu übele trüren dö began. 
er sprach in tobeheite 'küniginne höre, 
iu sol min junefrouwe iuwer kleider waschen nimmer mère.’ 
Nun ist alles Leid und Ungemach vergolten. Auf Frutes Rat werden die 
Toten begraben, dann wird die Heimfahrt gerüstet. Die Gefangenen werden zu 
den Schiffen gebracht, mit frohem Gesang folgen die Befreiten. In der Heimat 
empfangt Hilde die Zurückgekehrten, besonders Kudrun, mit großer Freude. Huldvoll 
tritt sie auch Wate entgegen. „Willkommen Held von Stürmen,“ so begrüßt sie 
ihn, „wie möcht’ ich das wohl fügen, den Diensten, die du thatest, mit vollem 
Lohne jemals zu genügen?“ Darauf küßt sie ihn, ebenso ihren Sohn Ortwin. 
Zuletzt kommt Herwig. 
5 Der fuorte an siner hende Ortrün daz kint. 
Kütrün bat ir muoter güetlichen sint 
'nu küsset, liebiu frouwe, dise maget höre. 
in rninem eilende böt si mir manigen dienest unde ere.’ 
6 'Ich wil hie niemen küssen, er’n sì mir bekant. 
wer sint der frouwen mäge, oder wie ist si genant, 
die du mich heizest küssen sö rehte friuntliche?' 
sie sprach 'ez ist Ortrün diu junge maget von Ormanieriche.’ 
7 'Ich sol ir niht küssen; zwiu rietest du mir daz? 
daz ich sie liieze toeten, daz zseme mir vii baz. 
jä habent mir ir mäge getän so vii der leide. 
swaz ich hän her geweinet, daz was ir künden bestiu ougen weide.’ 
8 'Frouwe, dir riet seiden disiu schoene meit,’ 
sö sprach aber Kütrün, 'dehein herzen leit. 
gedenke, liebiu muoter, waz ich des hiete schulde, 
swen slüegen mine mäge. läz die armen haben dine hulde.’ 
9 Si wolde es ir niht volgen. weinende allez an 
Kütrün ir muoter flöhen dö began. 
si sprach 'ich wil dich langer niht sehen also riezen. 
hät sie dir iht gedienet, des muoz si in disem lande geniezen.’ 
Dö kust’ diu schoene Hilde daz Ludewiges kint. — 
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