Full text: Lesebuch für höhere Bildungsanstalten (4)

— XXXIIIlI — 
3.Fechterspiele. Der Sinn der Römer wurde immer roher und grausamer. Das 
zeigte sich besonders an der schändlichen Unsitte, Sklaven, Kriegsgefangene oder 
verurteilte Verbrecher sich gegenseitig hin— 
richten zu lassen. Man gab den Kämpfenden 
einen Dolch, eine Lanze oder ein Schwert und 
trieb sie nicht selten mit Peitschenhieben und 
glühenden Eisenstäben gegeneinander. An— 
fangs fanden diese Kämpfe auf dem Forum 
Markt), später in dem gewaltigen Kolosseum, 
einem Amphitheater, statt. In weitem Um— 
kreise saßen Tausende von Zuschauern, alle 
in weißen Kleidern und mit Kränzen auf dem 
Haupte. Später brachte man auch wilde Tiere 
auf den Kampfplatz. So wurden einmal 
unter Pompéjus in einem Fechterspiele 18 ludigtorm 
Elefanten, 500 Löwen und 400 andere wilde 
Tiere getötet. Wie viel Menschen dabei ums Leben gekommen sind, wird gar 
nicht berichtet. 
4. Eutstehung der Bürgerkriege. Der ungeheure Reichtum auf der einen 
und die drückendste Armut auf der anderen Seite brachten in Rom bald Unruhen 
zwischen den Patriziern und Plebejern hervor. An der Spitze der Patrizier stand 
Sulla, an der Spitze der Plebejer Märius. (Deutsche Geschichte S. 5. Zwischen 
beiden kam es von 88—82 v. Chr. zum ersten Bürgerkriege. Während Sulla mit 
einem Heere in Griechenland kämpfte, stellte sich Marius an die Spitze des un— 
zufriedenen Volkes. Mit einer Leibwache von mehreren tausend Sklaven umgeben, 
zog er in Rom ein. Auf wen er zeigte, der wurde niedergemacht. Vle Anhänger 
Sullas wurden ermordet, ihre Leichname den Hunden vorgeworfen und ihre Häuser 
geplündert. Mitten in seinem Siegesjubel starb der 70jährige Marius. Bald darauf 
kehrte Sulla als Sieger nach Rom zurück und nahm an den Anhängern des Marius 
furchtbare Rache. Während er einmal die Senatoren in einem Tempel um sich 
versammelt hatte, ließ er in einem nahen Zirkus 6000 Gefangene abschlachten. 
Die Senatoren erbebten bei dem Angstgeschrei der Unglücklichen. Sulla aber sagte: 
„Seid ruhig! Es sind nur einige Aufrührer, die ich züchtigen lasse.“ Dann wurden 
die Namen aller Marianer auf Tafeln geschrieben. Jeder Bürger hatte das Recht, 
die Geächteten zu töten. Für jeden eingelieferten Kopf erhielt er 2 Talente (etwa 
8000 6). Fürchterlich war das Blutbad, das in Rom und dem ganzen Lande 
angerichtet wurde. Überall lauerten Späher und Verräter. Der Sohn tötete den 
Vater, der Bruder den Bruder, der Freund den Freund. An 50000 Menschen 
sollen durch Sulla hingeopfert worden sein. — Nach dem Tode dieser beiden 
Gegner entstand ein zweiter Bürgerkrieg unter Pompejus und Cäsar, aus dem 
schließlich Cäsar als Alleinherrscher hervorging. 
25. Julius Casar. 60 v. Chr. 
1. Jugend. Julius Cäsar, ein Neffe des Marius, war der größte römische 
Feldherr. Erst 16 Jahre alt, verlor er seinen Vater. Seine Mutter Aurelia 
verstand es, ihm eine vortreffliche Erziehung zu geben. Ihr namentlich verdankte 
er seine Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit im Umgange, sowie seine gewinnende 
Beredsamkeit, wodurch er sich aller Herzen eroberte. Von Natur hatte er einen 
schwachen Körper. Aber er wußte diesen durch tägliche Übungen im Reiten, Laufen, 
Ringen und Schwimmen so abzuhärten, daß er später alle Kriegsstrapazen mit 
Leichtigkeit ertrug. Seine Nahrung war einfach. Niemals hat man ihn betrunken 
Realienbuch A. (Alte Geschichte.) 43 —
	        
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