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sätzen, für notwendig, jedem Schritt dieser Art zu¬
vor zu kommen. Er befahl also dem Tassilo, daß
er alsogleich in Worms erscheinen, und in Gegen¬
wart der Reichsstände, welche er dahin neuerdings
versammelt hatte, den Leheneid wiederholen sollte.
Tassilo erschien nicht, und Carl schloß daraus, was
er von ihm zu erwarten hätte. Er rückte demnach
noch im I. 787 mit drehen Armeen nachBaiern,
deren eine unter der Anführung seines Sohns Pjpm
«nit einem longobardischen Heere nach Bozen, eine
andere, welche aus Sachsen, Thüringern und Ost¬
franken bestand, bey Pfdring über die Donau, und
die dritte, welche Carl selbst anführte, gegen das
Lechfeld anzog. An einem glücklichen Widerstand zu
denken war unmöglich, und Tassilo hatte keine Wahl,
als sich, falls er die Waffen ergreifen wollte, mit
seiner Familie zu Grund zu richten, oder sich gleich¬
wohl der Großmuth des Carls unbedingt zu über¬
lassen. Er gieng also diesen Carl, nachdem sich der¬
selbe auf dem Lechfeld gelagert hatte, entgegen, und
erwartete, was er von ihm fordern würde. Auf
Carls Begehren legte er neuerdings den Leheneid ab,
und reichte demselben zum Zeichen der Unterwürfig¬
keit den Herzogsstab dar. Bey diesem Vorgang blieb
der unglückliche Herzog noch aufrecht und standhaft,
und demüthigte sich, ohne sich zu erniedrigen; als
aber neuerdings zwölf Geiseln, und unter diesen fein
erstgeborner Sohn Theodo gefordert wurden, ge¬
riet!) er auf einen Augenblick in eine Bestürzung,
wo er unentschlossen zu seyn schien, was er thun
sollte; sah bald den König, welchen er nie beleidiget
hatte, bald seine Gefährten an, in deren Blicken
und Gebehrden er wahrnahm, was sie auf seinen'
Wink vorzunehmen bereit wären, er verschmähte aber
, eine