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Vierzahl nach allen Weltgegenden und Dimensionen ihrer sichtbaren Ausbreitung
die wesentliche Form bildet, so daß man wahrlich über diejenigen erstaunen und
sich wohl wundern muß, welche sich in diese so höchst natürliche und kaum anders
denkbare Vierfachheit des Evangeliums nicht finden können, oder gar einen Anstoß
daran nehmen, den sie wie ein seltsames Problem in ihrer gewöhnlichen Weise
durch irgend eine scharfsinnige Hypothese lösen und natürlich erklären möchten.
Was im Moses und in den Psalmen noch getrennt ist, nämlich die Offenbarung,
die bildliche Geschichte und bildliche Lehre vom Worte und die Begeisterung und
das lebendige Gefühl desselben, das ist im Evangelio vereint beisammen, welches
uns das menschgewordene Wort in seinem Leben schildert. Die übrigen Bücher
des neuen Testaments aber gehen zunächst auf die christliche Gemeinde und gött¬
liche Kirche, indem sie uns die erste Gründung und Ordnung derselben in der
apostolischen Geschichte berichten, dann ihr gegenseitiges Wirken und vereintes
Leben in liebevoller Lehre und gläubiger Hoffnung in dem ganzen Cyklus der
mannigfachsten Episteln schildern, und endlich auch noch die künftigen Schicksale
derselben, durch alle Zeiten ihrer ferneren Entwickelung, in der Apokalypse hin¬
stellen. Was in den Propheten des alten Bundes noch ungesondert beisammen
ist, die heilbringende Lehre aus dem Geiste und die warnenden Gesichte des Geistes,
die klare Lebensvorschrift und die verhüllte Weissagung, das ist hier in den Epi¬
steln und in der Apokalypse abgesondert entfaltet, wie sich überhaupt die Schriften
des alten und des neuen Bundes überall entsprechen und gegenseitig ergänzen.
Der Prophet des neuen Bundes macht den vollständigen Schluß für das ganze
Gotteswerk, und dieses geheimnißvolle Buch der Zukunft bildet nebst der Genesis
oder der Offenbarung des Anfangs die andere Handhabe für die heilige Arche der
Schrift, in deren Umkreis das vierfache Evangelium den lichten Mittelpunkt des
Ganzen bildet, zu welchem aber Anfang und Ende den eigentlichen Schlüssel des
liefern Sinns enthalten, so daß, wem diese beiden Handhaben des ersten und letzten
Buches der Bibel noch ganz fremd oder völlig dunkel wären, sein Urtheil lieber
zurückhalten und in redlicher Unwissenheit stillschweigen sollte, wo von einem wissen¬
schaftlichen Verständnisse der Offenbarung in ihrem Ganzen die Rede ist. In
Form und Schreibart ist das neue Testament allerdings ungleich einfacher, als das
alte, und sckon durch diese eigenthümliche Sprache der Einfalt, in welcher der
göttrliche Tiefsinn sich hier in reinster Kindesklarheit ausspricht, ist das wunder¬
volle Volksbuch, wie man es wohl in gewissem Sinne nennen darf, von dem ent¬
schiedensten Einflüsse gewesen für die ganze Folgenreihe der nachherigen Geistek-
entwickelnng und aller neuern christlichen Belehrungs- und Darstellungsformen.
Der Geist der Allegorie ist übrigens im neuen Testamente nicht minder vorwal¬
tend als im alten, besonders ist die eine besondere Art derselben, welche Parabel
genannt wird, obwohl sie auch schon im alten Testamente vorkommt, hier am
mannigfachsten angewandt und entwickelt, unv begründet recht eigentlich die kind¬
liche Lehrart des Evangeliums. Wenn der Spruch die natürliche Form ist für
jegliche göttliche Offenbarung im einfachen Ausdrucke des ewigen Wortes, als das
niedergeschriebene büat, so ist die Parabel dagegen die menschliche und bildliche
Einkleidung und Entfaltung des einfachen göttlichen Lehrspruchs. Es ist aber
keine willkürliche oder künstlich gesuchte Dichterallegorie, oder eine tiefsinnig ver¬
borgene Natur symbolik, sondern eine aus dem Leben und dessen gewöhnlichen Er¬
scheinungen hergenommene Volksallegorie, in welcher sich hier der göttliche Geist
und die ewige Wahrheit wie in ein kindlich einfaches Gewand einschließt. Es hat
auch die einfache Parabel, so wie sie in der Bibel angewandt und gebraucht wird,
einen ganz eigenthümlichen göttlichen Stempel, der sich nicht nachbilden, noch