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stein auf die Jagd, nicht allein, sondern immer mit einem wilden Haufen von
Jägern und Hunden, Junkern und Edelsrauen, die den Jagdspieß geschickter führten,
als die Nadel, und die Reitpeitsche lieber, als die Spinvel.
Dann war eine böse Haushaltung in dem Schlosse. Der Kellermeister fluchte
zwischen den Fäffern, der Koch in der Küche, der Wildmeister unter den Rüden,
der Freiherr am Spieltische, wenn kein Jagdwetter war, und seine Frau unter den
Kammermägden. Auf dem Dache knarrten die Windfahnen, auf den Stiegen
sangen die Katzen, in den Gängen dröhnte der Zugwind, die Hunde heulten im
Hofe, und die Thüren wurden fort und fort zugeschlagen, daß es lautete, wie
ein Heckenfeuer vor der Schlacht. Auf der hohen Rüster neben dem Schlosse hatten
zwei Elstern ihr Haushalten. Der Freiherr und seine Gesellen zechten bis Mitter¬
nacht, die Leibjäger, wenn sie ihre Herren zu Bette geführt hatten, noch ein paar
Stunden länger. Waren sie dann endlich, wenn der Tag graute, zur Ruhe gegangen,
so schliefen sie, bis das Waldhorn sie wieder weckte. Ein Sonntag aber stand in
dem Kalender des Freiherrn nicht; das Waidhaus hatte auch keine Kapelle, wie
andere christliche Schlösser, keinen Altar und kein Meßbuch, und der Kaplan, den
der Herr von Haldenstein jedesmal in seinem großen Gefolge hatte, hielt da seine
Ferien und nahm Theil an dem wilden Vergnügen.
In der Hütte am See war es anders. Wann im Winter das Feuer auf
dem Herde und im Sommer das Feuer an dem Abendhimmel erloschen war, hörte
man unter dem Strohdache nichts mehr, als ein Abendliev, ein Gebet, und dann
das leichte, ruhige Athmen des Fischers und seines Sohnes im Schlafe. Zum
MorgeUliede meckerten die Geißen hinten im Stalle um ihr Futter, und den ganzen
Tag über wurden der Alte und sein Knabe nicht lauter, als die Wellen im See,
welche an die Seiten des Nachens schlugen, weil sie nichts Besseres zu thun hatten.
Auf das Schloß ging der Fischer nicht gern; denn er war einer von den
„Böhmischen Brüdern," ein frommer, gottesfürchtiger Mann, und die Flüche und
Narrentheidinge, welche er im Waidhause hören mußte, waren ihm von ganzer
Seele zuwider. Es däuchte ihm zuweilen, als höre er durch den abscheulichen Lärm
hindurch die Töne der Hölle, die sich ihrer Opfer freute und sie jubelnd dahin
führte. Seinen Knaben, der ihm immer die Fische im Lägel den Schloßberg
hinauf tragen half, nahm er nie in das Waidhaus mit hinein, sondern ließ ihn
draußen am Hofthore warten, bis er die Karpfen und Forellen dem Koche vor¬
gewogen und dafür das Seine empfangen hatte. „Mein Kopf und mein Herz/'
dachte der fromme Mann, „tanzen nicht mehr nach dieser Musik; aber der Fuß
meines Toni stehet noch nicht so fest."
Aber einmal — es war am heiligen Christabende — rief die gnädige Frau
den Jungen, der, mit den Händen unter dem Hosenträger, am Hofthore lehnte
und pfiff, zu sich in ihr Zimmer, legte ein schweres böhmisches Goldstück in seine
Hand und sprach zu ihm: „Toni, geh eilends hinunter nach Zwiesel zum Italiener
und kaufe sechs Pfund Wachskerzen; denn es ist heute bei uns Bankett und Tan;
und den Küchenjungen hat der Sultan gebissen."
Und der Knabe beurlaubte sich bei seinem Vater und lief hinab in den
Flecken. Es hatte in diesem Jahre noch nicht geschneit. Die Vögel trieben in
den Erlen- und Weidenbüschen ihre lustigen Gaukeleien und die Felsen sonnten
sich an der Sommerseite des Thales. Auch bei dem Krämer in Zwiesel war heiteres
Wetter. Er gab mit großer Freundlichkeit dem Knaben zu den langen weißen
Kerzen noch drei kleinere, bunte darein, und sagte: „Toni, die zündest du heute
Abend dem Christkindlein an, und diesen Pfefferkuchen im Fließpapier theilst du
Lebensbilder IV. ■>