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Aber Mütterchen brannt' am Feuerherd in der Pfanne 
emsig die Kaffeebohnen und rührte sie oft mit dem Löffel. 
Knatternd bräunten sie sich und schwitzten balsamisches Öl aus. 
Und sie langte die Mühle herab vom Gesimse des Schornsteins, 
so schüttete Bohnen darauf und nahm sie zwischen die Knie, 
hielt mit der Linken sie fest und drehte den Knopf mit der Rechten, 
sammelte auch haushältrisch die hüpfenden Bohnen vom Schoße 
und goß auf das Papier den grobgemahlenen Kaffee. 
Aber nun hielt sie mitten im Laus die rasselnde Mühl' an: 
65 „Eile, Marie, und sperre den wachsamen Hund in den Holzstall, 
steig auf den Taubenschlag und sieh, ob der Schlitten nicht ankommt!" 
Also sprach sie; da eilte die fleißige Magd ans der Küche, 
lockte mit schimmligem Brote den treuen Monarch in den Holzstall, 
krampte die Türe zu und ließ ihn kratzen und winseln; 
7o stieg auf den Tanbenschlag und pustete, rieb sich die Hände, 
steckte sie unter die Schürz' und schlug sich über die Schultern. 
Jetzo sah sie im Nebel des fliegenden Schnees, wie der Schlitten 
dicht vor dem Dorfe vom Berg herklingelte, stieg von der Leiter 
eilend herab und brachte der alten Mutter die Botschaft. 
75 Aber mit bebenden Knien enteilte die Mutter; ihr Herz schlug 
ängstlich, ihr Otem ging kurz, und im Laufen entflog ihr Pantoffel. 
Näher und näher kam das Klatschen der Peitsch' und das Klingeln. 
Und nun schwebte der Schlitten herein durch die Pforte des Hofes, 
hielt an der Tür, und es schnoben beschneit und dampfend die Pferde, 
so Mütterchen eilte hinzu und rief: „Willkommen! Willkommen!" 
küßt' und umarmte den lieben Sohn, der zuerst aus dem Schlitten 
sprang, und half der Tochter ans ihrem zottigen Fußsack, 
löst' ihr die samtne Kapuz' und küßte sie; Tränen der Freude 
liefen von ihrem Gesicht auf die schönen Wangen der Tochter. 
85 „Aber wo bleibt mein Vater? Er ist doch gesund am Geburtstag?" 
fragte der Sohn. Da tuschte die Mutter mit winkenden Händen: 
„Still! Er schläft. Nun laßt die beschneiten Mäntel euch abziehn; 
und dann weck' ihn mit Küssen, du liebe, trauteste Tochter! 
Armes Kind, das Gesicht ist dir recht rot von dem Ostwind! 
so Aber die Stube ist warm; und gleich soll der Kaffee bereit sein." 
Also sprach sie und hängt' an gedrechselte Pflöcke die Mäntel, 
öffnete leise die Klink' und ließ die Kinder hineingehn. 
Aber die junge Frau mit schönem, lächelndem Antlitz 
hüpfte voraus und küßte des Greises Wange. Erschrocken 
95 sah er empor und hing in seiner Kinder Umarmung.
	        
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