36 /
Antheil an dem Handel, meistens waren es nur Wenden,
Freigelassene und verarmte Freie unter den Einheimischen,
die sich dem Handel widmeten. Die Verkäufer zogen mit
ihren Maaren im Lande umher, und stellten sie besonders
an solchen Orten feil, wo zu einem Heiligenfeste das Volk
in großer Menge versammelt war. Daraus entstanden die
Jahrmärkte und endlich auch die Messen.
Neuntes Capitel.
Thüringen unter den Grafen und Landgrafen
bis zur Vereinigung mit Meißen, 1247.
Als Kaiser Otto!, i. I. 968 fein Herzogthum Sach¬
sen dem Hermann Billing verlieh, trennte er Thü¬
ringen davon, und setzte Markgrafen über dies Land,
deren Amt aber nicht von langer Dauer war, weil cs,
nachdem die Reichsgrcnze weiter nach Osten vorgerückt,
und durch die Markgrafen von Meißen und Branden¬
burg hinreichend gedeckt war, keines Markgrafen in Thü¬
ringen mehr bedurfte. Ein neues Herzogthum ward nicht
mehr errichtet, daher wurden mehrere Grafenhäuser gar
mächtig, und erlangten beinahe fürstliches Ansehen, weil
sie nicht mehr unter einem Herzoge oder Markgrafen stan¬
den, sondern des Kaisers unmittelbare Lehnsleute waren.
Am mächtigsten wurde das Grafenhaus, dessen Anherr
Ludwig mit dem Barte, ein Sprößling aus Earl des
Großen Stamm gewesen, und aus Frankreich nach
Thüringen gekommen sein soll, wo ihm Kaiser Kon-
rad U., sein Verwandter, i. Jahr 1039 ein beträchtliches
StückLand, welches noch unbebaut, geschenkt hatte. Lud¬
wig kaufte zu dem Geschenkten noch viel mehr dazu,
erhcirathete auch mit seiner Gemahlin Cäcilia von Sän¬
ger Hausen reiche Erbgüter, und wurde so der mächtigste
unter den thüringischen Grafen. Sein ältester Sohn
Ludwig II., der ihn 1050 beerbte, war ein streitbarer
Mann, bei dessen Lebzeiten viele Kriege in Thüringen
und Sachsen geführt wurden, in die er auch verwickelt