Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen

144 Die Deutschen. 4. Deutsche Reformationsgcschichte. §§ 186.187 
schen in Ungarn und Siebenbürgen, und des Kaisers Sache schien 
verloren, als Matthias 1619 starb. 
§ 186. Die Anfänge Ferdinands II. Der böhmische Krieg. 
Die Verhältnisse, unter denen Ferdinand It., zunächst in Österreich, 
die Regierung übernahm, waren schwierig genug, aber seine zähe Be- 
harrlichkeit und die Uneinigkeit der Gegner half ihm über alle Ge- 
fahren hinweg. Noch 1619 wählten ihn die Kurfürsten gegen die 
1619-1637. einzige Stimme von Kurpfalz zum Kaiser. Es war ein bloßer Schein- 
erfolg seiner Gegner, daß die Böhmen ihn der Krone für verlustig 
erklärten und den jungen Kurfürsten Friedrich V. von derPfalz, 
das Haupt der Union, den Schwiegersohn des Stuart Jakob I., 
Königs von England, zu ihrem Könige wählten. Die Herrschaft 
Friedrichs V. war nur der kurze Traum eines Winters („Winter- 
könig"). In Böhmen erwarb sich Friedrich keine Hingebung, und 
die Hoffnung auf fremde Hilfe erwies sich als eitel. Ferdinand hin¬ 
gegen fand thätige Helfer an Maximilian von Bayern und der 
Liga. Unter Tillys Führung drangen die vereinten Heere der 
Katholischen in Böhmen ein und rückten auf Prag. Auf dem 
weißen Berge unter den Mauern Prags kam es 1620 zur entschei¬ 
denden Schlacht. Friedrich V. stand eben von der Tasel auf und wollte 
zu seinen Truppen hinausreiten, als ihm unter dem Thore die Flüchtigen 
begegneten. Eilends flüchtete er, nur auf seine eigene Rettung be- 
dacht, nach den Niederlanden. Zn Böhmen wurde die Herrschaft 
Ferdinands II. wieder hergestellt, der Majestätsbrief für verwirkt er- 
klärt und der Protestantismus im ganzen Lande ausgerottet. 
§ 187. Der Pfälzerkrieg, 1622—1623, und seine nächsten 
Folgen. Der Fall des calvinistischen „Winterkönigs" ward in lutheri- 
schen Landen mit schlecht verhehlter Freude begrüßt. Wohl wurden 
die Fürsten stutzig, als Ferdinand den Kurfürsten Friedrich Y. ächtete 
und die pfälzische Kurwürde 1623 an Maximilian von Bayern über- 
trug, doch fand Friedrich Y. auch jetzt im Kampfe für seine Erb¬ 
lande wenig Beistand. Die Union, deren Haupt er gewesen, löste 
sich auf, nur Parteigänger griffen für den unglücklichen Fürsten 
zu den Waffen, so namentlich der ritterliche Markgraf von Baden- 
Durlach. Neben ihm kämpfte der Bandenführer Ernst von Mans- 
seld als Friedrichs Feldherr. Es gelang ihnen mit ihren ver- 
einten Heeren Erfolge zu erfechten, aber auf die Dauer waren sie 
dem zweifachen Angriff der Spanier, die in die Unterpfalz einge- 
krochen waren, und Tillys in der Oberpfalz, nicht gewachsen, zu- 
mal sie nicht einig blieben. Bald hielten sich Friedrichs Y. Truppen
	        
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