Hensel. Arndt. Hey.
237
6. Dann geht der Tag so lustig fort,
Dann klingt die Nacht eirpLiebeswort,
Dann ist der Morgen Engelgruß,
Daß alles Böse weichen muß
Und wir hienieden schon auf Erden
Wie Helle Kinder Gottes werden.
7. Und fällt der letzte Abendschein
Einst in das müde Aug' hinein,
Sehnt meine Seele sich hinauf
Zum ewig sel'gen Sonnenlauf:
So werden alle Engel kommen,
Mich heimzuholen zu den Frommen.
149. Wo wohnt der liebe Gott?
Von Wilhelm Hey. Fünfzig Fabeln für Kinder. Hamburg, 1886.
1. Wo wohnt der liebe Gott?
Sieh dort den blauen Himmel an,
Wie fest er steht so lange Zeit,
Sich wölbt so hoch, sich streckt so weit,
Daß ihn kein Mensch erfassen kann,
Und sieh der Sterne goldnen Schein
Gleich als viel tausend Fensterlein,
Das ist des lieben Gottes Haus,
Da wohnt er drin und schaut heraus
Und schaut mit Vateraugen nieder
Auf dich und alle deine Brüder.
2. Wo wohnt der liebe Gott?
Hinaus tritt in den dunkeln Wald!
Die Berge sieh zum Himmel gehn,
Die Felsen, die wie Säulen stehn,
Der Bäume ragende Gestalt!
Horch, wie es in den Wipfeln rauscht,
Horch, wie's im stillen Thale lauscht!
Dir schlägt das Herz, du merkst es bald:
Der liebe Gott wohnt in dem Wald;
Dein Auge zwar kann ihn nicht sehen,
Doch fühlst du seines Odems Wehen.
3. Wo wohnt der liebe Gott?
törst du der Glocken hellen Klang?
ur Kirche rufen sie dich hin.
Wie ernst, wie freundlich ist's darin!
Wie lieb und traut und doch wie bang'!
Wie singen sie mit frommer Lust!
Wie beten sie aus tiefer Brust!
Das macht, der Herr Gott wohnet da;
Drum kommen sie von fern und nah,
Hier vor sein Angesicht zu treten,
Zu flehn, zu danken, anzubeten.