Full text: Altdeutsches Lesebuch

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III. Aus der Heldendichtung. 
Schilbunc und Niblungen, des riehen küniges kint. 
er frumte starkiu wunder mit siner krefte sint. 
71 Da der heit aleine an alle helfe reit, 89 
er vant vor einem berge, als mir ist geseit, 
bi Niblunges horde vil manegen küenen man: 
die wärn im ö vil vremde, unz er ir künde da gewau. 
72 Hort der Niblunges der was gar getragen 90 
üz eime holn berge, nu hoeret wunder sagen, 
wie in wolden teilen der Niblunge man. 
daz sach der degen Sifrit; den heit es wundern began. 
73 Er kom zuo zin sö nähen, daz er die beide sach 91 
und ouch in die degne. ir einer drunder sprach; 
‘hie kumet der starke Sifrit, der heit von Niderlant.’ 
vil seltsseniu maere er an den Niblungen vant. 
74 Den recken wol enphiengen Schilbunc und Niblunc. 92 
mit gemeinem rate die edelen fürsten junc 
den schaz in bäten teilen den wsetlichen man 
und gerten des mit flize. der herre loben inz began. 
75 Er sach sö vil gesteines, sö wir hoeren sagen, 93 
hundert kanzwagene ez heten niht getragen; 
noch me des röten goldes von Niblungen lant; 
daz solt in allez teilen des küenen Sifrides hant. 
76 Dö gäben si im ze miete daz Niblunges swert. 94 
si wären mit dem dienste vil übele gewert, 
den in dä leisten solde Sifrit der heit guot. 
er enkundez niht verenden: si wären zornic gemuot. 
77 Sie heten dä ir Munde zwell küener man, 95 
daz starke risen wären: waz kundez si verväu? 
die sluoc sit mit zorne diu Sifrides hant, 
und recken siben hundert twanc er von Nibelunge lant 
78 Mit dem guoten swerte; daz hiez Balmunc, 96 
durch die starken vorhte vil manic recke junc, 
die si ze dem swerte heten und an den küenen man, 
daz lant zuo den bürgen si im täten undertän. 
79 Dar zuo die riehen künige die sluoc er beide tot. 97 
er kom von Albriche sit in gröze not. 
Gelegenheit wird, der Situation wenig angemessen, benutzt, um aus Siegfrieds Jugend 
etwas mitzuteilen. Vgl. dies mit der nordischen Sage, oben I B. — 3 des Königs 
Niblung, nach dem das ganz^ Volk seinen Namen hat, vgl. 76, 1. Beachte die Ver¬ 
wendung des Namens im Liede, das von ihm der Nibelungen Not oder Lied heißt. 
Mit welchem Rechte? vgl. Denkm. 1, 1 S. 25 Anm. — 4 sint, seitdem. — 71, 2 
Berufung auf die Sage; vgl. 75, 1. Die ganze Erzählung ist unklar. — 72, 1 bort 
der N. Nachsetzung des Artikels bei folgendem Adj. oder Gen. ist volksepische Eigen¬ 
tümlichkeit. — gar s. Wb. — 2 Erinnerung an den Ursprung des Schatzes aus 
Niflheim? Vgl. oben 18. — 74, 1 gemein, gemeinsam. — 3 in ist dat. plur. —- 
4 loben, versprechen. — 76, 1 vgl. 78, 1, Anm. zu 70, 3. — 2 war ihnen ein 
schlechter Dienst damit geleistet, sie waren übel belohnt, es bekam ihnen schlecht. — 
77, 2 waz k. etc., was half es ihnen. — 78, 3 ze und an abh. von vorbte, Furcht 
vor. — si nimmt das Subj. manie recke auf. — 79, 2 Alb-rieb, Elbenkönig, der 
Andwari der nordischen Sage, der Hüter des Schatzes; s. S. 16.
	        
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