Christian Ewald von Kleist. 59 
5. Die Luft wird deinen Ruhm zur späten Nachwelt wehen; 
Die klugen Enkel ehren dich, 
Zieh’n dich den Römern vor, dem Caesar Friederich, 
Und Böhmens Felsen sind dir ewige Trophäen! 
6. Nur schone, wie bisher, im Lauf von großen Taten, 
Den Landmann, der dein Feind nicht ist! 
Hilf seiner Not, wenn du von Not entfernet bist; 
Das Rauben überlaß den Feigen und Kroaten! 
7, Ich seh’, ich sehe schon (freut euch, o Preußens Freunde!) 
Die Tage seines Ruhms sich nah’n. 
In Ungewittern zieh’n die Wilden stolz heran, 
Doch Friedrich winket dir; wo sind sie nun, die Feinde? 
8. Du eilest ihnen nach und drückst mit schwerem Eisen 
Den Tod tief ihren Schädeln ein 
Und kehrst voll Ruhm zurück, die Deinen zu erfreu’n, 
Die jauchzend dich empfah'n und ihre Retter preisen. 
9. Auch ich, ich werde noch, vergönn’ es mir, o Himmel! 
Einher vor wenig Helden zieh'n; 
Ich seh’ dich, stolzer Feind, den kleinen Haufen flieh’n, 
Und find’ Ehr’ oder Tod im rasenden Getümmel! 
Aus dem „Frühling“, 
Empfangt mich, heilige Schatten! ihr Wohnungen süßer Entzückung, 
Ihr hohen Gewölbe voll Laub und dunkler, schlafender Lüste, 
Die ihr oft einsamen Dichtern der Zukunft Vorhang zerrissen, ; 
Oft ihnen des heitern Olymps azurne Tore geöffnet 
Und Helden und Götter gezeigt! Empfangt mich, füllet die Seele 
Mit holder Wehmut und Ruh’! — O0 daß mein Lebensbach endlich 
Von Klippen, da er entsprang, in euren Gründen verflössel — 
Führt mich durch Gänge voll Nacht zu dem glänzenden Throne der Tugend, 
Der um sich die Schatten erhellt! Lehrt mich den Widerhall reizen 
Zum Ruhm der verjüngten Natur. Und ihr, ihr lachenden Wiesen, 10 
Ihr holden Täler voll Rosen, ihr Labyrinthe der Bäche, 
Ich will die Wollust in mich mit eurem Balsamhauch ziehen, 
Und wenn Aurora euch weckt, mit ihrem Purpur sie trinken. — 
Gestreckt im Schatten will ich in goldene Saiten die Freude, 
Die in euch wohnet, besingen! — Reizt und begeistert die Sinne, 
Daß meine Töne die Gegend wie Zephirs Lispeln erfüllen, 
Der jetzt durchs Veilchental fleucht, und wie die rieselnden Bäche! 
Auf rosenfarb’nem Gewölke, bekränzt mit Tulpen und Lilien, 
Sank jüngst der Frühling vom Himmel. Aus seinem Busen ergoß sich 
Die Milch der Erde in Strömen. Schnell glitt von murmelnden Klippen 20 
Der Schnee in Bächen herab; des Winters Gräber, die Flüsse, 
in welchen Felsen von Eis mit hohlem Getöse sich stießen, 
Empfingen ihn, blähten sich auf voll ungeduldiger Hoffnung, e 
Durchrissen nagend die Dämme, verschlangen gierig das Ufer: 
Wald, Feld und Wiese ward Meer! — Kaum sah’n die Wipfel der Weiden
	        
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