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1822. Do sähens einen riten so weigerlichen hie,
daz ez al der Hiunen getet neheiner nie.
ja moht er in den ziten wol haben herzen trht.
er fuor so wol gekleidet; sam ez waere ein edel brüt.
1823. Do sprach aber Volker: ‘wie möht ich daz verlän?
jener trüt der frouwen muoz ein gebiuze bän.
ez kan niemen gescheiden, ez gät im an den lip.
ja enruoch ich, ob ez zürnet des künic Etzelen wip.
1824. ‘Hein durch mine liebe!’ sprach der künic sän.
‘ez wizent uns die liute, ob wir si bestän.
lät ez heben die Hiunen! daz füeget sich noch baz.’
dannoch der künic Etzel bi der küniginne saz.
1826. ‘Ine mag es niht geläzen,’ sprach do Volker;
den buhurt reit er widere, mit volleclicher ger
stach er dem riehen Hiunen daz sper durch den lip.
daz sach man sit beweinen beide meit unde wip.
1827. Vil harte hurteclichen Hagne und sine man,
mit sehzec siner degne riten er began
nach dem videlsere, da daz spil geschach.
Etzel unde Kriemhilt ez bescheidenlichen sach.
1829. Do der riebe Hiune ze töde was erslagen,
man horte sine mäge rüefen unde klagen,
do fragte al daz gesinde: ‘wer hat ez getan?’
‘daz hat der videlsere, Volker der küene spilman.’
1831. Do huop sich von den Hiunen allenthalben schal,
die künege und ir gesinde erheizten für den sal;
diu ros ze rucke stiezen die Burgunden man.
do kom künic Etzel; der herre ez scheiden began.
1832. Ein des Hiunen mäge, den er bi im vant,
ein vil scharfez wäfen brach erm üz der hant;
do sluog ers alle widere, wan im was vil zorn.
‘wie hete ich minen dienest an disen helden verlorn,
1833. Ob ir nu disen spilman het dar umbe erslagen!
ich hiez iuch alle hähen, daz wil ich iu sagen.
ich sach vil wol sin riten, do er den Hiunen stach,
daz ez an sin schulde von eime strüche geschach.’
(Darauf geht man in die weitgedehnte, hohe und feste Palast-Halle zum
Mahl. Während die Tische gerichtet werden, wirbt Kriemhild um Hülfe, zuerst
bei Dietrich, von ihm abgewiesen bei Blödelin, welchem sie das Weib und die
Mark des früh gefallenen Nudung verspricht. Durch so lockende Verheißungen